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Ab 5 Jahre: Elisabeth Brami - Typisch Jungs? und Typisch Mädchen? [Ajum.de]

Es ist eine Sammelrezension für zwei Bücher, die sich gegenseitig ergänzen, aber auch einzeln stehen.

Inhalt:
Darf ein Junge im Kino auch mal weinen? Oder als Erzieher später arbeiten? Oder im Ballett tanzen? Na klar darf er das.
Darf ein Mädchen Judo machen, Gruselgeschichten lesen, Jungs zu mögen oder Basecaps zu tragen? Natürlich darf sie das.


Meinung:
Elisabeth Brami hat zwei kleine, schmale Bilderbücher publiziert, die sich gegenseitig ergänzen, obwohl sie auch einzeln stehen können. Die Rede ist von "Typisch Jungs?" und "Typisch Mädchen?", beide 2016 im Gabriel Verlag erschienen. Es sind zwei Bücher, die komplementär in ihrer Aussage und in ihrem Erscheinen auftreten. Deswegen werden sie in einer Besprechung vorgestellt.
In beiden geht es um geschlechterspezifische Interessen und Auftreten. Darf ein Junge im Kino auch mal weinen? Oder als Erzieher später arbeiten? Darf ein Mädchen Judo machen oder Basecaps tragen? Müssen Jungs immer stark sein oder Mädchen immer Prinzessinnen.
Jedem Buch steht Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte voran: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.". In diesem Sinne zeigt Elisabeth Brami auf, daß Jungs auch Mädchensachen und Mädchen auch Jungssachen tun dürfen. Sie ordnet sich mit ihren Büchern der zeitgenössischen Frage (beispielsweise Girls-Day für technische Berufe oder Boys-Day für soziale Berufe) nach dem biologischen und sozialen Geschlecht und seinen Erscheinungen im Aussehen und Handeln ein. Sie hat jeweils 15 untypische Verhalten, Interessen für Mädchen und für Jungs als Artikel aufgelistet. Sie sagt, was Mädchen oder Jungs dürfen, auch wenn es nicht den typischen Erwartungen entspricht. Jeder "Artikel" besteht aus einer kurzen, prägnanten Aussage. Estelle Billon-Spagnol hat im Comic-Stil die Aussagen illustriert. Kleine Szenen geben die Aussage in Handlungen wider, Sprechblasen führen die Gedanken des Jungen oder Mädchens ein wenig aus. Die Aussagen sind plakativ, provokant, hin und wieder übertrieben. Sie sollen zum Nachdenken anregen.
Es steht außer Frage, daß Jungs Gefühle zeigen sollen, ohne gleich als Weichei verhöhnt zu werden. Ebenso dürfen natürlich Mädchen Interesse an Technik haben. In der aufgeklärten, liberalen Welt wird es nicht weiter diskutiert. Ohne Zweifel gibt es aber auch hier noch in der Bevölkerung tradierte Erwartungshaltungen, wie Jungs oder Mädchen zu sein haben. Doch wie sind sie entstanden? Aus der sozialen Kultur heraus? Oder doch biologisch begründet? Oder basiert alles auf Vorbilder der Erwachsenen? Was bedingt sich was? Darüber läßt es sich vortrefflich streiten. Daß es Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen gibt, es hingegen ein klarer Fakt, der mit Kindern dieser beiden Geschlechter zu tun hat. Daß diese Unterschiede die vielen Graustufen beinhaltet, ist dem Leben geschuldet.
Bramis beide Bücher rütteln auf. Sie rütteln aber die Erwachsenen auf. Kinder ab Kindergartenalter entdecken gerade ihre Unterschiede zum anderen Geschlecht, denen ist die politische Bedeutung, der Diskurs reichlich egal. Damit macht es nun schwierig, wie man diese beiden Büchern einordnen soll. Sie sind wenig als Bilderbücher für den allgemeinen Hausgebrauch geeignet. Dazu gehen sie zu sehr an den Interessen der Kinder vorbei. Jedoch eignen sie sich als Anschauungsmaterial für den Sachkundeunterricht in der Grundschule oder als Ausgang für Gespräche im Kindergarten, wenn ein Junge nun doch die rosanenen Socken der großen Schwester anziehen will und von den Jungs dafür gehänselt wird. In diesem Sinne sind die Bücher in ihren verknappten, starken Aussagen gut geeignet.
Elisabeth Brami - Typisch Jungs?
Gabriel Verlag, Stuttgart 2016
ISBN: 978-3522304290
Illustration: Estelle Billon-Spagnol
Ausstattung: 40 Seiten Hardcover
Preis: 5,99 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 5 Jahre






Elisabeth Brami - Typisch Mädchen?
Gabriel Verlag, Stuttgart 2016
ISBN: 978-3522304313
Illustration: Estelle Billon-Spagnol
Ausstattung: 40 Seiten Hardcover
Preis: 5,99 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 5 Jahre

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