Kinderbuch über Stottern und eigene Träume: "Tagebuch eines Überfliegers" von Frauke Angel, ab 8

Inhalt:  Tomke stottert, deswegen schreibt er lieber Tagebuch. Und wegen seines Stotterns muss er viele Therapien besuchen und Omas Sprachübungen erdulden. Viel lieber würde Tomke Rollschuh fahren, wie das glitzergrüne Mädchen das er regelmäßig sieht. Und einen Gedankenleser zu erfinden, wäre auch eine prima Idee. Denn dann würde er weniger Probleme in der Schule und sonst wegen seines Stotterns haben. Ein witziges Kinderbuch ab 8 Jahre über anders sein, eigene Talente entdecken und mehr Selbstbewusstsein. Rezension des Kinderbuches: Keine leichten Themen wie Armut oder Trennung der Eltern unterhaltsam in eine Kindergeschichte zu erzählen, ist die Spezialität der Kinderbuchautorin Frauke Angel. Im Kinderbuch ab 8 "Tagebuch eines Überfliegers" widmet sie sich dem Thema "Leben mit einer Beeinträchtigung".  Tomke stottert, wird dadurch schräg von seinen Mitschülern beäugt. Seine Mutter macht sich deswegen Sorgen und zieht mit Tomke von Therapie zu Therapie. Seine Oma ü

Interview mit Gabi Scherzer: Mit der Erzählschiene Kinder in die eigene innere Bilderwelt führen

Gabi Scherzer mit ihrer Erzählschiene
Gabi Scherzer mit ihrer Erzählschiene. Foto: privat

Vor etwa zwei Jahren las ich in den Branchennachrichten den Hinweis auf die neu erfundene Erzählschiene von Gabi Scherzer. Sofort war mein Interesse an diesem einfachen, aber sehr vielseitig einsetzbarem Instrumentarium der Sprach- und Erzählförderung geweckt. Ich berichtete darüber. Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit, selbst die Erzählschiene mit meinen Kindern auszuprobieren. Wir waren begeistert. Die Kinder wollten unbedingt ein damals sehr geliebtes Kasperletheaterbuch (übrigens könnte es davon mehr geben, liebe Verlage!) selbst für die Erzählschiene umsetzen. Also zeichnete ich die Figuren und Hauptelemente der Kulisse auf, die Kinder schnitten, malten mit einer Konzentration. Dann führten wir wechselseitig das Papiertheater auf der Erzählschiene auf.
Nun hatte ich endlich Zeit, mich wieder dem Thema mehr zuzuwenden. Ich bat Gabi Scherzer um ein Interview, weil ich mehr über die Entstehungshintergründe, über ihre Arbeit, über die Erzählschiene wissen wollte. Voila, hier sind wir im Gespräch:

Liebe Frau Scherzer, Sie sind Kunstpädagogin und Künstlerin mit einer großen Leidenschaft fürs Erzählen. Wie kam es zu Ihrer Liebe zur Sprache und zu Geschichten? 
Ein Leben mit Bildern gehört schon immer zu mir. Da gibt es den tiefen Brunnen an Seelenbilder in mir, ein Schatz der sich mit der realen Bilderwelt verbindet und in Form von Geschichten oder Bildgestaltungen einfach aus mir heraussprudelt.

Vor etwa zwei Jahren erfanden Sie die Erzählschiene – ein Holzbrett mit mehreren, hintereinander liegenden Schienen, auf dem mit Figuren Geschichten erzählt werden können. Es ist eine Form des Papiertheaters. Wie sind Sie auf diese großartige, praxisnahe Idee gekommen? 
Nachdem ich über drei Jahre hinweg meine „Lieblingstischbühne“ entwickelt habe, durfte ich ein Buch zum kreativen Gestalten mit dem Kamishibai für den Don Bosco Verlag schreiben. Um etwas mehr Dynamik in diese Form des Erzählens zu bringen, habe ich die „Bodenplatte“ dieser Tischbühne in entsprechender Form einfach davor gestellt – die Erzählschiene war geboren.

Wofür eignet sich die Erzählschiene besonders?
… um die Kinder ruhig werden zu lassen und in ihre eigene innere Bilderwelt zu führen.
Die „transparente“, meditative Darstellungsform ist wie ein Zauber, der auch die wildesten Kinder bis zum Schluss der Geschichte in Bann hält. Deshalb sind bildreiche, „anschlussfähige“ Erzählstoffe (Geschichten, Märchen, Gedichte, Liedern, biblische Geschichten usw.) besonders geeignet.




Was sind die Stärken der Erzählschiene?
  • Die Sprache kommt wie von selbst zum Fließen. Die Verbindung von Wort und Bild und Bewegung ist (gehirn- lernpsychologisch nachweislich) ideal. 
  • Darüber hinaus wird aber auch Fantasie und vor allem Kreativität angeregt. Vor dem Spiel ist nach dem Spiel! Auch die „Zeichenmuffel“ beginnen fleißig ihren inneren Bildern und Ideen Ausdruck zu verleihen. Dabei kommt ihnen das Gestaltungsgesetz entgegen: So wenig wie möglich, soviel als nötig! 
  • Ich nenne die Erzählschiene auch gern Beziehungsschiene. Es entsteht eine enge Beziehung zwischen Erzähler und Zuschauer, eine Brücke von einer Bilderwelt zur anderen. 
Wobei muß der Erzähler im Umgang mit diesem Instrumentarium besonders achten?
… auf langsames Agieren!!!! Ein Nacheinander von Wort-Bild-Bewegung und Pausen sind sehr wichtig. So hat die Zuschauerseele Zeit, die „äußeren Bildern“ mit eigenen, persönlichen inneren Bildern zunächst im Kopf auszumalen und später real zu gestalten.

Die Erzählschiene eignet sich gut als Hilfsmittel in der Sprachförderung bei Kindern. Was finden die Kinder an einer Geschichte mit der Erzählschiene interessant?
Hier gibt es Sprache und Geschichten zum Anfassen! Letztendlich werden die Kinder zu Autoren, Bühnenbildnern, Schauspielern und Regisseuren – eine motivierende Herausforderung für Klein und Groß.

Wer nutzt die Erzählschiene? Wie ist bisher die Resonanz bei den Erzählern?
Die Begeisterung ist wirklich groß – und das bei ganz unterschiedlichen Zielgruppen.

  • Im Krippen- und Kindergartenalltag hat die Erzählschiene von Anfang an Einzug gehalten. Hier wird die Erzählschiene wirklich für Geschichten, Lieder und Gedichte genutzt und hat vielerorts schon einen festen Platz im Freispielregal bekommen.
  • Es freut mich sehr, dass die Erzählschiene jetzt darüber hinaus auch zunehmen von Grund- und Förderschullehrkräften entdeckt wird. (Deshalb bin ich auch gerade dabei explizites Sprachfördermaterial für die Erzählschiene zu entwickeln.) 
  • „Die Erzählschiene kann ich überall mitnehmen. Sie ist leicht zu transportieren und vielfältig einsetzbar.“ – so Stimmen aus den Vorkursen. 
  • Die Erzählschiene wird auch gern für symbolhaltige Geschichten z. B. zur Glaubensvermittlung im Religionsunterricht und im Kindergottesdienst verwendet. 
  • Von weiterführenden Schulen habe ich schon begeisterte Rückmeldung gerade aus dem Deutschunterricht in Sachen Gedichtinterpretation (z. B. Zauberlehrling von Goethe) erhalten.
  • Aus dem DAZ-Bereich wurde mir gespiegelt: „Ich lasse vor allem Dialoge auf der Erzählschiene üben. Einfach super!“ 
  • Eine Logopädin hat mir geschrieben, dass ihr „Down-Kind“ jetzt schon wochenlang auf die Erzählschiene bestehe.
  • Eine Mama schildert mir die Faszination des Geschichtenentwickelns bei ihren Kindern: „Sie steht bei uns am Fensterbrett. Jetzt habe ich die beide im Faschingskostüm fotografiert und jeder erfindet immer wieder neue Geschichten zu seiner Verkleidung.“
  • Auch Bibliothekare/innen werden zunehmend auf die Erzählschiene aufmerksam und nutzen sie für kreative Leseförderangebote. 
Fazit aus der Praxis: Die Erzählschiene ist „einfach und genial.“

Welche Geschichte erzählen Sie am liebsten auf der Erzählschiene?
  • Lori auf See, weil die Geschichte sofort Lust auf Weiterentwicklung macht.
  • Der gute Hirte (PS. 23), weil Bilder und Worte Balsam für die Seele sind.

Herzlichen Dank für das Interview, Frau Scherzer!

Gabi Scherzer ist als Autorin und Referentin sehr aktiv:
Sie gibt Workshops und Erzählkunstabende für Pädagogen, Erzieher, Lehrer und Lehramtsstudenten. Nächstes Einführungsseminar zur Erzählschiene am 14.3.19 in Pielenhofen bei RegensburgAlle Termine und Anfragen findet man auf ihrer Webseite https://www.gabi-scherzer.de/

Erzählschiene, herausgegeben vom Verlag Don Bosco, kann man entweder direkt beim Verlag oder überall im Buchhandel erwerben.

Bücher und Material, zahlreiche zu Religiösität, Kreativität, Erzählen, Sprachförderung beim Don Bosco Verlag:
Praxisbuch zur Erzählschiene, Don Bosco Verlag, München 2018
• Verschiedene Geschichtenhefte mit farbigen und schwarz-weißen Figuren zum Ausschneiden, einer Einführung und dem Drehbuch wie Der Kartoffelkönig, Goldlöckchen und die drei Bären, Die Arche Noah u.v.m.
Mein Erzähltheater Kamishibai: Geschichten malen und kreativ gestalten, Don Bosco Verlag, München 2017.

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