Rittergeschichte mit überraschendem Ende: "6 plus 1 Rittersleut" von Claudia Brand, Kinderbuch ab 4

Inhalt : Sechs Brüder, die alle Ritter sind, ziehen mit ihrer jüngeren Schwester Maid Anni durch die Lande und lassen sich feiern. Doch stimmen ihre Geschichten? Da fordert Graf OtziNas die Rittersleut zum Kampf auf. Wer wird die Herausforderung annehmen? Ein Bilderbuch zum Vorlesen, zum Schmunzeln und Mut machen.

Gehöre ich zu den bösen Bloggern der Buchbranche?

Der Buchhändler Hauke Harder veröffentlichte auf Börsenblatt.net einen Beitrag, warum er bloggt. Da fällt dann folgender Satz:
Natürlich gibt es auch Blogger, die ihre Besprechungen mit Amazon verlinken und sich davon Vorteile erhoffen. Mit diesen halte ich wenig Kontakt, denn ob Amazon der Fülle und Qualität der Buchbranche, der Unterhaltung und der Kunst zuträglich ist, das ist in der Tat mehr als fraglich.

Jo, ich gehöre wohl zu diesen (bösen) Bloggern, die auf Amazon verlinken und "sich davon Vorteile erhoffen". Zunächst wird in diesem Satz wieder einmal Äpfel mit Birnen von einer moralisch erhobenen Position verglichen, wobei der entstandene Obstsalat einfach nicht schmeckt. Vielleicht war ja ein Apfel oder eine Birne schlecht.

Ich bin von dieser endlosen Diskussion einfach nur noch angenervt, weil sie gerne von Buchhändlern aus einer vermeintlich moralisch besseren Position gegen diese Bösen da, die mit Amazon zusammenarbeiten, getrieben wird. Will ich zu den moralisch Guten gehören, schlage ich mich auf diese Seite. Suche ich einen Vorteil, dann gehöre ich zu den Bösen.


Ich arbeite in der Form mit Amazon zusammen, daß ich meine Rezensionen dort auch einstelle und einen Partnerlink unter die Buchbesprechungen setze. Wenn Einkäufe über diesen Link getätigt werden, bekomme ich Provision, die bei Büchern etwa 7 % betragen. Kinder- und Jugendbücher kosten zwischen 6 und 14 EURO. Davon bekomme ich einen Anteil bei Einkauf unter einem Euro. Wer sich mit Konversionsraten im Online-Marketing auskennt, weiß was es bedeutet. Dies liegt einfach an dem Subjet meines Blogs. Also hier ist nichts mit Großverdiener. Gegenüber dieser Miniminimini-Einnahme steht ein sehr großer Aufwand an Zeit und Engagement in die Bloggerarbeit. Es ist ein intensives Hobby. Bücher lesen, bewerten, Fotos machen, Video drehen, Rezension schreiben, einstellen, verlinken in den Weiten des Netzes, Verlage und Autoren Beleglinks zuschicken. Ich sitze an einer Rezension ohne Lesen (!) etwa 30-45 Minuten. Da habe ich noch nicht fotografiert oder gar einen 2-Minuten-Film für Youtube gedreht, bearbeitet und hochgeladen. Darüber hinaus gebe ich Buchtips noch in der analogen Welt, halte Kontakt zu Autoren und Verlage, verschenke die Rezensionsexemplare, verteile Verlagskataloge an die Bibliotheken, arbeite ehrenamtlich für Ajum.de und Boys & Books, bilde mich in der Literaturwissenschaft fort etc. Kurzum: mit viel Arbeit, Zeit und Herzblut engagiere ich mich für die Verbreitung guter Kinder- und Jugendliteratur. Ich mache es, weil mir das Thema am Herzen liegt. Und es steckt eine hohe Portion Altruismus darin, wenn ich beispielsweise die Leseexemplare zum örtlichen Kinderheim fahre.
Ja, ich würde mich freuen, wenn ich auch hin und wieder ein paar Pfennige für diese Arbeit bekäme. Schaut man in andere Blogbereiche, ist es dort gang und gäbe. Da wird Umsatz gemacht. Kein Handarbeitsblogger, der halbwegs professionell seinen Blog betreibt, macht es allein aus kulturmoralischen Motiven heraus. Dort wird ganz sichtbar auf Kooperation mit Bezahlung gesetzt. Ebenso ist es bei den sogenannten Mütterblogs, ganz schweigen will ich vom Tech-Bereich.
Allein die Buchbranche hält das moralische Fähnchen sehr hoch, denn Buch sei ein Kulturgut. Nun, Buch hat etwas mit Kultur zu tun, aber eben auch mit Wirtschaft. Es ist ein Verkaufsprodukt wie eine CD, eine Kamera oder Seife. Und Buchhändler als Wirtschaftsunternehmen haben es gegenüber anderen Händlern per Gesetz schon einfacher. Ihre Gewinnspanne ist durch die Buchpreisbindung in einem guten Bereich gesichert.
Spannend an dieser ganzen Diskussion ist auch der Wechsel der Fähnchen. Wird die schlechte Situation der lokalen Buchhändler bedauert, wird je nach Argumentationsrichtlinie das moralische Fähnchen (Kulturgut Buch) oder das Wirtschaftsfähnchen (lokales Unternehmen) hochgeladen. Ganz wie es gerade paßt.
Zurück zu meiner Amazon-Verlinkung: ich gehe davon aus, daß meine Leser als Erwachsene (denn Kinder lesen die Rezensionen nicht) selbständig genug sind, selber zu entscheiden, wo sie kaufen. Ich schreibe da nichts vor. Wer beim lokalen Buchhändler kaufen mag, bekommt alle nötigen Informationen. Wer direkt beim Verlag bestellen kann, dem gebe ich den Link. Und wer Amazon bestellen mag, der solle es tun.
Darüber hinaus ist es auch so, daß ich von Selfpublishern Bücher zum Rezensieren bekomme. Ich mache keinen Unterschied zu einem Verlagswerk. Die Qualität muß stimmen. Es liegen die gleichen Maßstäbe zur Bewertung wie bei Verlagswerken zugrunde. Nun veröffentlicht ein nicht geringer Teil der Selfpublisher seine Werke allein bei Amazon. Natürlich verlinke ich dann dorthin, schließlich soll der Autor durch meine Rezension Aufmerksamkeit für sein Buch und letztlich Verkäufe generieren. Gleiches gilt auch für die Verlage.
Und als letzter Gedankengang: groß wird von Buchhändlern auf eigene Affiliate-Programme hingewiesen. Ich habe schon drei Versuche unternommen, mit Buchhändlern solch eines zu starten. Auf meine Anfrage hin wurde nicht einmal reagiert. Einfach ignoriert, geschwiegen. Ja, mein Blog ist gegenüber anderen von anderen in der reinen Zugriffsstatistik klein, was eben am Thema liegt. Ja, es ist dann zu erwarten, daß über mich nicht die Masse an Verkäufen  zustande kommt. Ja, es ist dann schon ein Verwaltungsaufwand, so ein Affiliate-Programm zu betreiben. Die Buchhändler müssen mich nicht nehmen. Aber dann sollen sie mir ohne Vorwurf wie oben mein Ding machen lassen.

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