Duncan läßt hin und wieder seine Farbstifte im Urlaub oder auf dem Sofa liegen. Oder er vergißt sie in der Hosentasche. Jedoch sie wollen zurück und schreiben Duncan Postkarten mit genauen Anweisungen. Kommen sie wieder zu ihm? Und welche Abenteuer erlebten sie?
Meinung:
2016 eroberten Farbstifte das Kinderzimmer. Nein, nicht als echte Stifte zum Malen, sondern als Helden des genialen Bilderbuchs "Der Streik der Farben" von Drew Daywalt und Oliver Jeffers. Nun erschien der Folgeband mit dem Titel "Die Heimkehr der Farben". Wer das erste Werk kennt, hat hohe Erwartungen an die Fortsetzung. Welche witzigen Einfälle an Abenteuergeschichte werden die Beiden für die Farbstifte nun haben? Vorweg sei gleich gesagt, Drew Daywalt und Oliver Jeffers halten ihr Niveau.
Dieses Mal geht es darum, wo und wie Duncan die Farbstifte, die ihm gehören, verliert. Duncan bleibt abgesehen von der Namensnennung weiterhin im Hintergrund. Ein wenig älter ist er geworden, sein jüngerer Bruder malt auch. Hin und wieder verreist er mit seiner Familie durch die USA. Mehr erfährt man nicht über ihn. Denn die eigentlichen Helden sind die Farbstifte. Ihr Schicksal, ihre Abenteuer, ihre Reisen stehen im Mittelpunkt des Bilderbuches. Sie sind im Urlaub verloren gegangen, wurden von Hunden gefressen, brachen auf dem Sofa entzwei oder wurden in der Hosentasche vergessen. Eins eint sie - sie wollen wieder nach Hause zu Duncan. Deshalb schreiben sie ihm eine Postkarte. In diesen kurzen Texten, die durch die Natur der Postkarte bedingt sind, erfahren Kinder ab 4 Jahre von den Abenteuern und Schicksalen jedes Stiftes, erfahren je nach Tonlage viel über seinen Charakter, seine Wünsche, seine Sehnsucht. Daywalt schafft es, kurzweilige, witzige, überraschende Geschichten zu erzählen. Hier nimmt sie mal einen Faden auf. Dort wird sie eindrücklich, da spinnt sie kreativ eine verrückte Geschichte. Der eine Stift ist eher fordernd, der andere voller Sehnsucht, der nächste pikiert, der andere hilflos. Jeder Stift erweckt zum Leben, hat seine ganz eigene Persönlichkeit. Die Einfälle sind grandios und abwechslungsreich.
Natürlich ähnelt das Buch seinem Vorgänger. Aber es sind Anklänge, Ähnlichkeiten. Es hat seine ganz eigene Idee, seinen ganz eigenen Ton.
Die Texte sind nichts ohne die grandiose bildnerische Umsetzung von Oliver Jeffers. Jede Doppelseite besteht aus der Textseite der Postkarte und der Vorderansicht oder einer illustratorischen Umsetzung der Erzählung. Mal nutzt Jeffers den Collagestil, mal fertigt er eine Buntstiftzeichnung an. Die Rückseiten der Postkarten sehen absolut echt aus, fast greifbar. Witzig sind die bildnerischen Umsetzungen auf der rechten Seite. Hier tobt sich Jeffers im besten Sinne kreativ aus. Dabei bleibt er immer auf Augenhöhe mit den Kindern. Manche Zeichnung könnte von ihnen stammen.
"Die Heimkehr der Farben" von Drew Daywalt und Oliver Jeffers besticht durch Abenteuer, Witz, Humor, Überraschungen und Einfallsreichtum. Es ist ein wahres Feuerwerk an Kreativität. Es begeistert die Kinder, spricht sie sofort an. Lebendig, unkonventionell, liebenswert. Genial gelungen!
NordSüd Verlag, Zürich 2018
ISBN: 978-3314104367
Illustration: Oliver Jeffers
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Anna Schaub
Handschrift von Kris Di Giacomo
Ausstattung: 40 Seiten
Preis: 16 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 4 Jahre
*Überall im Handel erhältlich.
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