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Ab 3 Jahre: Cornelia Funke - Wo das Glück wächst

Foto: W. Bönisch
Inhalt:
Marie und ihre Eltern ziehen kurz nach ihrem 6. Geburtstag von der Stadt aufs Land. Dort ist für sie alles fremd: die Nachbarskinder, das Haus, ja sogar die Bäume. Eines Tages besucht ein Junge plötzlich sie, er will zum Glücksbaum in den Garten, den seine Uroma vor langer Zeit gepflanzt hatte. Ab da wird für Marie alles anders.


Meinung:
Ein Umzug wirbelt die Welt eines Kindes erst einmal gründlich durcheinander. Alles ist fremd: die Wohnung, der Hof, die Nachbarskinder, der neue Spielplatz um die Ecke, vielleicht sogar der Kindergarten oder die Schule. Noch größer wird der Unterschied, wenn Kinder aufs Land oder umgekehrt in die Stadt ziehen. Ja, es prallen da Welten aufeinander.
Foto: W. Bönisch
So ergeht es Marie in dem Bilderbuch "Wo das Glück wächst" von Cornelia Funke. Sie zieht sich in ihr Zimmer zurück. Aus ihrem Fenster schaut sie vorsichtig auf die neue Umwelt. Das Zimmer ist ihr Schutz. Dies ändert sich schlagartig, als plötzlich ein Junge - Fritz - auf einem Pferd angeritten kommt und den Baum im Hof besuchen will. Es sei ein Glücksbaum, denn seine Uroma hatte ihn gepflanzt und sie ist 102 Jahre alt geworden. Ab dem Zeitpunkt entdeckt Marie mit Fritz und seinem Hund Zorro ihr neues Zuhause.
Cornelia Funke widmet sich in ihrem Bilderrbuch den Anfängen für Kinder in einer ungewohnten Umgebung. Die Buchidee ist an sich charmant und einnehmend. Nur leider gibt es hier und da ein paar Stellen die ungewohnt, manchmal sogar störrend oder unpassend sind. Ich war da sehr überrascht, weil Funke eigentlich eine erfahrene Kinderbuchautorin ist: So fragt die Mutter kaum nach dem Einzug, ob Marie denn glücklich sei. Natürlich ist die Anmerkung, Marie würde jetzt von Vögeln anstatt vom Autolärm geweckt, richtig. Jedoch wird dieser Umstand 3Jährigen recht egal sein. Als drittes Beispiel: Fritz taucht unvermittelt auf. Ohne große Erklärungen geht er geradewegs durchs Haus in den Hof von Maries neues Zuhause - ohne eine Entschuldigung oder die Bitte um Erlaunbnis. Ich empfand dieses Verhalten unhöflich, ja geradezu frech. Diese Passage störte mich sehr. Diese Klippen und Kanten hätte ich bei einer erfahrenen Kinderbuchautorin so nicht erwartet.
Foto: W. Bönisch
Der Textanteil ist für die anvisierte Lesergruppe ab 3 Jahre recht kompakt und viel. Die Geschichte richtet sich eindeutig an ältere Kindergartenkinder.
Regina Kehn illustrierte die Geschichte. Es ist eine Mischung aus realitätsnaher Darstellung mit abstraktem Bildaufbau, was sehr gewöhnungsbedürftig ist. S ist das Pferd gut alas Pferd zu erkennen. Die Bäume und Blumen sind schon fast botanische Zeichnungen. Jedoch irritiert dann ein Bildaufbau, wenn im Himmel Marie aus dem Fenster auf das Dorf schaut und dort die Hundehütte gleich groß wie das Haus ist.
Einnehmend hingegen ist die warme Farbwahl: grün, braun, rot, gelb und orange dominieren. Öfters spielt Kehn mit der Perspektive: zoomt heran, nimmt die Vogelperspektive ein. Zugleich löst sie die Grenzen des klassischen Bildaufbaus auf und kombiniert sie neu.
"Wo das Glück wächst" von Cornelia Funke hinterläßt einen zwiegespalten zurück. An sich ist die Buchidee sehr nett, nur so manche Textpassage und die doch manchmal eigenwillige Illustration überzeugen am Ende nicht ganz. Zudem würde ich das empfohlene Lesealter um zwei Jahre, also ab 5 Jahre, heraufsetzen.

Cornelia Funke: Wo das Glück wächst
Fischer Schatzinsel, Frankfurt am Main 2008
ISBN: 978-3596852253
Illustration: Regina Kehn
Ausstattung: 32 Seiten, Hardcover
Preis: 12,90 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 3 Jahre


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