Über ein besonderes Mädchen und eine Freundschaft: Kinderbuch ab 7 Jahre "Fränze Knoof und der Hund mit den gelben Streifen"

Inhalt: Franziska alias Fränze hat es nicht einfach: Sie wird von ihren Mitschülern gehänselt und gemobbt. Am letzten Schultag jagen einige Jungs aus ihrer Klasse. Fränze rettet sich in einen Müllcontainer und erspürt im Dunklen etwas Weiches und Lebendiges. Sie weiß sofort: Das ist ihr kleiner Hund, den sie sich schon immer gewünscht hat! Das Tier lenkt sie von ihrem Kummer ab. Als Fränze ihren neuen Freund in einer nächtlichen Aktion verliert und es nicht wieder auftaucht, ist das Mädchen verzweifelt. Zusammen mit ihrer Familie setzt Fränze alle Hebel in Bewegung, um es wiederzufinden. Rezension des Kinderromans: Eine sanfte Geschichte über ein besonderes Mädchen Ein Mädchen mit rotblonden Haaren lächelt und schaut über die Schulter. Sie hält ein Tier auf dem Arm, von dem wir nur den Schwanz und eine Ohrspitze erkennen können. Kuhkälber laufen von rechts ins Bild herein. So begrüßt das Cover des Kinderbuches "Fränze Knoof und der Hund mit den gelben Streifen" seine Leser. K

Für gute Kinderliteratur - Stoppen wir das Hamsterrad und nehmen wir uns Zeit


Liebe Verlage, liebe Pressesprecher, liebe Lektoren, liebe Autoren, liebe Illustratoren, liebe Buchhändler, liebe Bloggerkollegen,

heute öffnet die Frankfurter Buchmesse ihre Pforten für das Jahr 2017. Schon seit einiger  Zeit spürt man die Aufregung, Neugierde über dieses Großereignis der Buchbranche - die Verlage schicken in Newslettern und Mailings an Presse und Blogger ihre Veranstaltungshinweise, vor allem hinsichtlich marketingtechnisch großangelegter Buchveröffentlichungen, zu Autoren- und Illustratorentreffen und signalisieren aus der jeweiligen Presseabteilung heraus ihre Offenheit zu Gesprächstreffen. Im Rahmen der Buchmesse werden Preise vergeben, zeitnah erscheinen dann die Pressemitteilungen der Gewinnerverlage. Da gibt es glückliche Gesichter, offene Freude. Die Autoren berichten von ihren Treffen auf der Buchmesse. Hin und wieder - da Frankfurt auch das große Geschäft signalisiert - sieht man Autoren und Illustratoren mit ihren Mappen herumlaufen, um neue Projektideen bei den Verlagen vorzustellen. Same procedure as every year. Ja, ich wünsche allen eine erfreuliche Buchmesse in Frankfurt. Doch zugleich runzelt sich meine Stirn, wenn ich die Bilder der Verlagsstände mit den vielen, vielen Kinderbüchern sehe. 9000 Neuerscheinungen jährlich. Wer soll wenigstens ein Bruchteil davon lesen, geschweige zuvor kaufen? Wer soll ein Bruchteil dieser Neuerscheinungen bei der Zielgruppe bekannt machen?
Zur gleichen Zeit trudeln seit August die ersten Buchankündigungen fürs Herbstprogramm 2017 ein, noch im Oktober startet das Weihnachtsgeschäft. Fast täglich erreichen mich als Blogger Mailings, dieses oder jenes Buch vorzustellen. Natürlich so schnell wie möglich, ja bitte innerhalb zwei bis drei Wochen, wenn es geht ganz dringend noch im Weihnachtsgeschäft. Die Bitten sind unausgesprochen, aber man liest sie zwischen den Zeilen heraus.


Mir wird es zuviel. Ich habe im Sommer eine Rezensionspause gemacht, weil ich zuvor mich in einem Abarbeitsschema befand, daß nur noch technisch funktionierte. Die Lust fürs Kinderbuch nahm ab. Ich hatte das Gefühl, dem Buch, seinem Autor und Illustrator, seinem Verlag nicht mehr wirklich gerecht zu werden. Das bekannte Hamsterrad grüßte. Jetzt zwei Monate später sehe ich seine Konturen wieder am Bloggerhimmel aufziehen. Ich will nicht in das Hamsterrad. Ich will dieses elende Hamsterrad, das uns allen die falsche Richtung  zeigt, nicht betreten, nicht befeuern, nicht mitmachen.
Was ist das Hamsterrad genau? Ich erwähnte oben schon die etwa 9000 Neuerscheinungen in der Kinderliteratur. 9000! Sprechen Sie diese Zahl mal bewußt laut aus und sehen Sie die dazugehörigen Bücher vor ihrem Auge Stapel auf Stapel liegen. Es ist der reine Wahnsinn!
Ich selbst stelle etwa 2 Bücher der KJL pro Woche vor, meist weniger, wenn ich die Feiertage, Urlaube und Pausen mitzähle. Also zwischen 90 und 100 Kinder- und Jugendbücher pro Jahr. Mit Abstand bin ich in meinem privaten Umfeld diejenige, die die meisten Bücher sieht, liest. Weniger als 10 Prozent werden es meine Freunde und Bekannte tun - so schätze ich es ein, wenn ich Gespräche und Blicke in Kinderzimmer und Bücherregale betrachte. Nimmt man diese Summe und vergleicht sie mit der Anzahl der Neuerscheinungen - ja, dann schweigt man am besten. Das geht nicht gut.
Es ist nicht nur die schiere Quantität, die alle Beteiligten erschlägt. Das ist die Größe des Hamsterrades. Nein, es ist auch seine Geschwindigkeit. Ein Kinderbuch hat etwa 8 Wochen Zeit, sich nach seiner Erscheinung auf dem Markt zu positionieren. Wenn es in dieser Zeit nicht sichtbar wird und zu spürbaren Verkäufen führt, dann ist es weg. Und wie lange braucht der Autor, der Illustrator, bis das Buch geschrieben, illustriert ist? Mindestens 4 bis 6 Monate. Es ist eine alte Binsenweisheit, das jegliches Ding seine Zeit braucht. Ein gutes Kinderbuch braucht seine Zeit, bis die Idee ausgegoren ist, bis es geschrieben ist, bis es bebildert ist. Und dann hat es genau die Hälfte, ja meist weniger, ein Viertel der Zeit, um sichtbar zu werden, denn links und rechts werden die nächsten Kinderbücher auf den Markt geschubst. Das Buch hat sich in der Zeit nicht richtig verkauft? Schnell das nächste. Und schneller und schneller und schneller. Das Hamsterrad rast. Mir wird schwindelig dabei, und ich schätze, ich bin keineswegs die einzige.

Brauchen wir tatsächlich 9000 Neuerscheinungen pro Jahr? Brauchen wir tatsächlich zweimal im Jahr ein neues Pappbilderbuch über den Bauernhof für Ein- bis Zweijährige, das mindestens 15 Verlage herausbringen? Brauchen wir gefühlt 10 Kinderbücher über Pferde oder Feen oder beides zusammen, das EIN Verlag sowohl im Frühjahrs- ALS AUCH im Herbstprogramm herausbringt. Und der nächste auch und der übernächste erst recht?
Warum machen Verlage so wenig Werbung für ihr Backlist? Warum streuben sie sich, Titel, die ein, zwei Jahre alt sind, zu bewerben? Sind diese Bücher auf einmal schlecht wie ein vergammelter Apfel auf dem Kompost geworden? Warum sind so viele Bücher nach drei, vier, fünf Jahren nicht mehr lieferbar? Ein Ausdruck für dieses krankhafte System ist doch, wenn ein Buch, vor allem Bilderbuch, nach einem halben Jahr gebraucht nur noch ein Viertel des ursprünglichen Preises wert ist. Der Wertverlust ist ja höher als bei einem Neuwagen!
Wir hetzen - alle zusammen und hoffen dabei, mit noch mehr Büchern in noch kürzerer Zeit noch mehr zu verkaufen. Ja, Bücher haben faktisch heute nicht mehr den Stellenwert wie vor 30 Jahren. Nur in wenigen Haushalten betragen die Kinderbuchregale mehrere Meter. Ebenso sind seit Jahren die Budgets der Bibliotheken für den Ankauf begrenzt. Doch hilft mehr und mehr in kürzerer Zeit?

Nein, es hilft überhaupt nicht. Leise stöhnen und klagen die Teilnehmer an dem Buchkreislauf. Laute Stimmen dagegen hört man jetzt öfters. Dieses Hamsterrad ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Ich möchte gute Kinderliteratur lesen, nicht die xte Wiederholung eines Aufgusses in 20 Verlagen, weil der erste Verlag damit ein Erfolg hatte. Es sind zu viele Neuerscheinungen. 98 Prozent davon geht einfach unter, auch die wirklich guten Bücher. Sie sind schon tot, bevor sie erscheinen.
Liebe Verlage, macht weniger, rückt die Backlist mehr in den Fokus, gebt den Autoren, den Illustratoren und ihren Geschöpfen Zeit, gebt uns Multiplikatoren Zeit. Verlangsamen wir das Hamsterrad!
Und an dieser Stelle fasse ich an meine eigene Nase. Ja, ich war und bin auch heute noch teilweise ein Hamster in diesem Rad. Doch meine Beine sind müde, ich werde und will langsamer werden. Ich möchte guten Kinderbüchern mehr Zeit geben, auch Titel aus den vorherigen Jahren hier mehr vorstellen, den einen und anderen Autoren, Illustratoren intensiver begleiten, weil ich ihn gut finde, seine Arbeit wertschätze.

Dieses Hamsterrad wird in den Gesprächen auf der Frankfurter Buchmesse eine Rolle spielen. Mal leise, mal lauter. Ich wünsche allen, sie finden einen Weg, der die jetzige Richtung ändert, damit Autoren, Illustratoren und Verlage von ihrer Arbeit anständig leben können, das ihre Werke wertgeschätzt werden und das Kinder Zugang  zu guter Kinderliteratur finden. Eine Reduzierung der Neuerscheinungen bedeutet keineswegs eine Reduzierung der Vielfalt, die sich auch in 20 Prozent der jetzigen Summe manefestiert. Sie bedeutet auf jeden Fall mehr Zeit für uns alle, mehr Luft zum Atmen und am Ende auch wieder mehr Freude.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Buchmessezeit,
Ihre
W. Bönisch

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