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Gefangen in einer Sekte: "Jefferson tut, was er kann" von Jean-Claude Mourlevat, Jugendbuch ab 12

Diese Rezension erschien zuerst bei ajum.de.


Inhalt:

Nach seinem Detektivabenteuer will Igel Jefferson eigentlich in Ruhe sein Leben gestalten. Doch da ist er und sein Freund, das Schwein Gilbert, erneut gefordert. Ihre alte Reisegefährtin, die Häsin Simone, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Entschlossen machen sich die beiden Freunde auf die Suche nach ihr und finden sie in einer Sekte. Können sie die Häsin befreien? Eine Detektivgeschichte für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahre.

Rezension des Kinderkrimis:

Nach seinem erfolgreichen Jugendroman "Jefferson" setzt Jean-Claude Mourlevat die Geschichte um die beiden Detektiv-Freunde wider Willen, den Igel Jefferson und das Schwein Gilbert, fort. Die Krimigeschichte "Jefferson tut, was er kann" spielt vier Jahre später nach dem Abenteuer aus dem ersten Band. Jefferson ist nicht irgendein Detektiv, nein er ist ein Igel, der Geographie studiert und sein Leben behaglich eingerichtet hat. Gilbert, sein Freund, ist ein Schwein, der sich als Handwerker selbständig gemacht hat. Der Plot spielt im Land der Tiere - hier leben die Tiere äquivalent wie Menschen: Sie arbeiten, leben in Häusern, besuchen Cafes oder spielen in einer Rockband.

Nun im Fortsetzungsroman sind Jefferson und Gilbert wieder als scharfsinnige Privatermittler gefordert, obwohl sie es nie sein wollten. Denn ihre alte Reisegefährtin, die Häsin Simone, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Entschlossen machen sich die beiden Freunde auf die Suche nach ihr und finden sie in einer Sekte. Können sie die Häsin befreien? 

Charmant und eloquent führt Jean-Claude Mourlevat seine Leser ab 12 Jahre durch die Geschichte, ähnlich einem guten britischen Krimi. Stimmungsvoll und ästhetisch baut er die Settings auf. Von den Hauptfiguren bis zu den Nebenfiguren zeichnet er sie mit einer Tiefe ihres Charakters. Ihm gelingt es einerseits durch beschreibende, doch nie langweilende Passagen, die sich mit rasanten, ja, sogar actionsreichen Szenen abwechseln. Ein feiner, doch klarer Erzählstil liegt über allem, der in seinem Wortreichtum und Sprachgewandtheit positiv hervorsticht.

Neben der spannungsgeladenen Detektivgeschichte behandelt der Autor wie schon im ersten Band ein ernstes Thema. In "Jefferson tut, was er kann" ist es die Gefährlichkeit von Sekten. Dabei geht der Autor nicht laut und brachial vor, sondern zeigt für die Leser einerseits die Radikalität, aber auch die Widersprüchlichkeit innerhalb der Sekte auf: hier der üppige Lebensstil der Führung, dort das karge Leben einfacher Sektenmitglieder. 

Wie der Erzählstil so sind auch Antoine Ronzons Schwarzweißbilder in fein-ästhetischer Manier. Detailreich, mit Licht- und Perspektiveffekten arbeitend unterstreichen seine Zeichnungen den Plot.

"Jefferson tut, was er kann" ist ein empfehlenswerter Krimi für Kinder ab 12 Jahre und Jugendliche. Jean-Claude Mourlevat gelingt hier, ein ernstes Thema in einer spannungsgeladenen Geschichte mit hoher Erzählkunst auf ästhetische Art und Weise zu behandeln. Die Krimigeschichte zieht den Leser sofort in seinen Bann. Das Jugendbuch eignet sich ohne Einschränkung auch als Klassenlektüre.

Bibliografische Angaben zur Kinderbuch-Empfehlung:

Jean-Claude Mourlevat: Jefferson tut, was er kann
Jacoby & Stuart, 2023
ISBN: ‎ 978-3964281494
Illustrator: Antoine Ronzon
Übersetzung aus dem Französischen: Edmund Jacoby
Preis: 16 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahre


Überall im Buchhandel erhältlich.

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