Rittergeschichte mit überraschendem Ende: "6 plus 1 Rittersleut" von Claudia Brand, Kinderbuch ab 4

Inhalt : Sechs Brüder, die alle Ritter sind, ziehen mit ihrer jüngeren Schwester Maid Anni durch die Lande und lassen sich feiern. Doch stimmen ihre Geschichten? Da fordert Graf OtziNas die Rittersleut zum Kampf auf. Wer wird die Herausforderung annehmen? Ein Bilderbuch zum Vorlesen, zum Schmunzeln und Mut machen.

Sprechen, Reimen, Klatschen aus Liebe zu Kindern - Interview mit Elisabeth Schmitz über Sprachförderung

Elisabeth Schmitz. Foto: privat
Wußten Sie, das Friedrich Fröbel, Pädagoge und "Erfinder" des Kindergartens, ein Mutter- und Koselliederbuch im 19. Jahrhundert publizierte, in dem er Reime und Lieder, die Mütter damals ihren Kindern vorsangen und -sprachen, aufnahm und den Müttern bzw. Pädagogen explizit empfahl? Heute würde man solch ein Praxisbuch als Literatur zur Sprachförderung betiteln. Singen, sprechen, vorlesen, Kniereiter, Klatschspiele - all das sind Interaktionen, die Erwachsenen und Kind nahe bringen, sie miteinander verbinden, Freude schaffen und die Grundbausteine für den Spracherwerb bilden.
Im letzten Herbst entdeckte ich das Mitmachbuch "Und vorne geht der Elefant" von der Sprachheillehrerin Elisabeth Schmitz, das in grandioser Art 101 Ideen zu Fingerspielen, Reimen und Liedern für Zuhause, Krippe und Kindergarten versammelt. Da micht nicht nur das Buch begeisterte, ich von den Erziehern meiner Kinder begeisterte Rückmeldungen bekam, sondern generell das Thema Sprachförderung brennend interessiert, bat ich die Autorin um ein Interview über ihre Arbeit, ihre Erfahrung, über das Thema. Voilà, hier ist unser Gespräch.


Liebe Frau Schmitz, bitte stellen Sie sich kurz vor.
Ich bin Dipl.-Pädagogin und Grund- und Sprachheillehrerin und habe viele Jahre als Lehrerin an einer Sprachheilgrundschule gearbeitet. Seit 1999 bin ich in der Fort- und Weiterbildung von pädago-gischen Fachkräften und in der Erzieherausbildung tätig. Aus meiner Leidenschaft für Bücher heraus habe ich vor einigen Jahren mit "Wolle, der kleine Braunbär" mein erstes sprachförderndes Kinderbuch beim Cornelsen Verlag veröffentlicht, dem dann in kurzer Zeit 5 weitere Kinderbücher um den kleinen Braunbären folgten. In den letzten Jahren habe ich für verschiedene Verlage (u. a. für die Fachzeitschrift Bausteine Kindergarten) geschrieben.

Seit fast 40 Jahren beschäftigen Sie sich intensiv mit Sprachförderung. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Als Lehrerin an einer Sprachheilschule hat man Fach- und Klassenlehrerfunktion, man behandelt aber auch die unterschiedlichen Sprachauffälligkeiten, die die Kinder einer solchen Schule mitbringen. Mir hat dieser Aspekt meiner Arbeit immer besonders viel Spaß gemacht und ich habe schon damals eine Vielzahl von Spielen und Materialien entwickelt, um die Therapie interessanter zu gestalten. 1996 erhielt ich das Angebot, in dem neu geschaffenen Fortbildungskonzept des Landes Schleswig-Holstein zur "Sprachlichen Bildung in Kindertageseinrichtungen" mitzuarbeiten. Und da ich es schon immer sehr reizvoll fand, Neues auszuprobieren, habe ich dieses Angebot angenommen und seit dieser Zeit mehrere Hundert Kinder in Kitas sprachheiltherapeutisch behandelt und Erzieher und Eltern dahingehend beraten, wie sie die sprachliche Entwicklung der Kinder unterstützen können.
Ich habe außerdem ein Fortbildungskonzept für pädagogische Fachkräfte entwickelt und in den folgenden Jahren unzählige Fortbildungen, Teamschulungen und Elternabende durchgeführt, bei denen ich den Schwerpunkt immer auf den Aspekt der Sprachbildung- und Sprachförderung gelegt habe.

Wozu braucht es eine Sprachförderung? Würde mit den Kindern reden, sprechen und vorlesen nicht einfach ausreichen?

Im Prinzip haben Sie Recht: Grundlage für den Spracherwerbsprozess ist die Beziehung des Kindes zu einer vertrauten Person, die ihm ein gutes sprachliches Vorbild liefert und sich gesprächsbereit zeigt. Denn die Fähigkeit, eine Sprache zu erwerben, ist zwar angeboren, beim Spracherwerb selbst handelt es sich aber – anders als z. B. beim Hören -- um einen aktiven Prozess, an dem das Kind und seine Bezugspersonen beteiligt sind. Wenn Eltern also mit ihren Kindern viel sprechen, fördern sie intuitiv den Spracherwerb. Und natürlich kommt dem Vorlesen und der gemeinsamen Bilderbuchbetrachtung in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Rolle zu. Aber schon immer wurde die Sprachentwicklung auch zusätzlich gefördert: Fingerspiele, Kreis- und Singspiele, Reime, Gedichte, Klatschspiele oder auch die „alten“ Kniereiterspiele nahmen im täglichen Miteinander von Eltern (Großeltern) und Kindern einen großen Raum ein. Und sie leisteten damals wie heute einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung eines sprachtragenden Rhythmusgefühls und bei der Speicherung von Sprache.
Und bitte vergessen Sie nicht, dass ein großer Teil der Kinder den beschriebenen intuitiven Input durch die Eltern nicht erhält, weil diese entweder beruflich zu sehr eingespannt sind oder nicht über das nötige Wissen verfügen, um das Kind auf diese Weise erfolgreich sprachlich zu begleiten. Und natürlich gehört die große Gruppe der Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch auch zu denjenigen, die einer intensiven Sprachförderung bedürfen. Es wird oft angenommen, dass die Kinder die neue Sprache quasi automatisch erlenen, wenn sie in ihrer Umgebung gesprochen wird. Manchen Kindern gelingt das; die anderen aber brauchen eine qualifizierte Förderung, um über die Beherrschung der neuen Sprache die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bildungsweg zu erlangen.

Gibt es eine veränderte Wahrnehmung bzgl. Sprachförderung bei den Erziehern und Lehrern?
Ja, die gibt es in der Tat! Und ich bin sehr froh, dass das Thema Sprache/Sprachentwicklung und Sprachbildung und –förderung in der bildungspolitischen Diskussion einen so hohen Stellenwert bekommen hat. Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachkompetenz und damit zur Förderung bildungsbenachteiligter Kinder im Vorschulalter stehen seit dem Pisa-Schock 2001 auf der Agenda der Bildungspolitiker. 2010 wurde die Bildungsoffensive „Frühe Chancen“ von der damaligen Familienministerin Kristina Schröder ins Leben gerufen und mit dem Anschlussprogramm „Sprachkitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ – gestartet 2016 – intensiviert das Ministerium die Anstrengungen um mehr Bildungsgerechtigkeit durch bessere sprachliche Kompetenzen im vorschulischen Bereich. Das sind nur zwei, wenn auch ganz wesentliche Projekte von vielen, die zeigen, dass das Thema „Sprache“ eine immense Bedeutung gewonnen hat. Aber vor allen Dingen erlebe ich jeden Tag, dass heute das Interesse von Pädagogen am fachlichen Input und auch an Materialien, mit denen Sprachförderung kindgemäß gestaltet werden kann, sehr viel größer ist als noch Ende der 90ger Jahre.

Brauchen Kinder heute mehr Sprachförderung als noch vor 20 oder gar 30 Jahren oder hat sich einfach die Sensibilität zu diesem Thema bei den Erwachsenen verschärft?
Ich möchte einerseits noch einmal betonen, wie wertvoll es ist, dass heute der Sprache und dem Spracherwerb eine ganz andere Bedeutung beigemessen wird als noch vor 20 oder 30 Jahren. Leider ist der Bedarf an sprachlicher Förderung andererseits aber gerade in den Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege heute sehr hoch: In Zeiten von Smartphone und Tablett wird dem sprachlichen Austausch leider immer weniger Wert beigemessen und es fehlt in den Familien zunehmend an dem oben beschriebenen sprachanregenden Umgang zwischen Bezugspersonen und Kind. Der Anteil der Kinder, die Verzögerungen in der Sprachentwicklung aufweisen, wenn sie in die Kita aufgenommen werden, nimmt in Folge dessen nach meinen Erfahrungen zu. Sprachliche Förderung benötigen aber damals wie heute vor allem die Kinder aus bildungsfernen Familien. Und durch die weltweite Flüchtlingsbewegung stehen wir heute, – Ich habe bereits darauf hingewiesen. – was die Integration und die Förderung von Kindern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch angeht, vor ganz anderen Herausforderungen als noch vor 20 oder 30 Jahren.

In Ihren Büchern veröffentlichen Sie nicht nur Reime oder Fingerspiele, sondern beziehen das ganze Repertoire menschlicher Stimmerzeugung ein: da wird gesummt, gebrummt, gepfiffen, geschmatzt… Das ist schon fast einzigartig. Wie sind Sie darauf gekommen?
Wenn wir von Sprachentwicklung sprechen, bedenken wir häufig nicht, dass zur Sprachentwicklung auch die Sprechentwicklung gehört. Das Sprechen selbst ist ein hochkomplexer motorischer Vorgang – So sind z.B. an der Artikulation des Wortes „Strumpf“ 60 Muskeln beteiligt! – und um die Laute ihrer Muttersprache korrekt artikulieren zu können, benötigen die Kinder die entsprechenden mundmotorischen Fähigkeiten. Übungen dieser Art gehören zum „Werkzeug“ jeder Sprach-therapeutin und ich habe versucht, sie kindgerecht in meine kleinen Spiele und Reime einzubauen.

Auf was sollten Erzieher und Lehrer bei der Kommunikation mit Kindern achten?
Das Gespräch ist der Motor für den Spracherwerb. Dazu bedarf es zunächst einmal grundsätzlich einer dem Kind zugewandten Haltung und der Bereitschaft zum Dialog. Wichtig ist natürlich auch das gute sprachliche Vorbild, wobei sich Erzieher und Lehrer bemühen sollten, die so genannte Standard- oder Bildungssprache zu benutzen, die sich durch ihre Nähe zur Schriftsprache auszeichnet. Werden Umgangssprache oder ein Dialekt gebraucht, so sind diese Äußerungen nicht immer regelkonform und damit problematisch für die Kinder, die doch über das Sprachvorbild ihr eigenes Sprachwissen aufbauen. Daneben gibt es noch spezielle Sprachfördertechniken wie das Korrektive Feedback oder bestimmte Modellierungstechniken, die anzuwenden sich in der Praxis als sinnvoll erwiesen hat, wenn die Sprachbildung erfolgreich sein soll. Eine Darstellung dieser Techniken würde aber den Rahmen dieses Interviews sprengen. Erläuterungen dazu finden sich in der Fachliteratur.

Letztes Jahr erschien Ihr Mitmach-Buch „Und vorne geht der Elefant“, das 101 Ideen für Krippe, Kindergarten und Grundschule versammelt. Wie sind Sie auf die Idee zu dem Buch gekommen und wie war bisher die Resonanz?
Ich habe für meine unterschiedlichen Veranstaltungen immer schon eigene Bewegungs-, Mitmach- und Fingerspiele erfunden und Altbekanntes zusammengetragen, um es an die Erzieherinnen und Erzieher, aber auch an die Eltern weiterzugeben. Die positiven Rückmeldungen haben mich schließlich dazu bewogen, aus dieser Sammlung ein Buch zu machen. Und ich freue mich sagen zu können, dass das Buch bislang überaus erfolgreich ist.

Werden Sie noch weitere Mitmach-Bücher wie Ihr grandioses „Und vorne geht der Elefant“ veröffentlichen?
Erst einmal „danke“ für die tolle Bewertung meines Buches! Und ja, z. Zt. arbeite ich an einer Fortsetzung, die hoffentlich im Sommer dieses Jahres erscheinen wird.

Was ist Ihr Lieblingsreim oder -fingerspiel?
Um diese Frage zu beantworten, muss ich nicht lange überlegen: das Finger- und Handgestenspiel „Kurt, das Krokodil“!

Herzlichen Dank für das Interview, Frau Schmitz! Und ich freue mich schon sehr auf Ihr neues Buch!

Elisabeth Schmitz im Internet:

Elisabeth Schmitz - Und vorne geht der Elefant. 101 Mitmachideen für die Sprachbildung in Krippe, Kindergarten, Tagespflege, Praxis und Elternhaus
Eigenverlag, Schwenthinental 2017
ISBN: 978-3-00-050565-2
Ausstattung: 118 Seiten, Spiralbindung

Preis: 10 €
 

Das Buch kann man u.a. über die Webseite der Autorin Sprachbildung-Förderung käuflich zu erwerben. Neben dem Buchpreis kommt noch eine Versandpauschale von 1,50 € hinzu. S 

(*) Nach dem Telemediengesetz sind Links auf Verlage, Shops und Affiliate-Links (hier: Amazon) als Werbung zu kennzeichnen, übrigens ganz unabhängig davon, ob das Buch ein Rezensionsexemplar ist oder selbst gekauft wurde. Meine Meinung zum Buch ist immer unabhängig. Die Links verstehe ich als Service für meine Blogbesucher.

Kommentare

  1. Ja, hab es mir auch schicken lassen. Eine wahre Schatzkiste für alle Erzieher!



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