Über falsche Verdächtigung und Gerechtigkeit: "Der war's" von Juli Zeh und Elisa Hoven, Kinderbuch ab 8

Inhalt: Marie, dem beliebtesten Mädchen der Klasse 6a, werden immer wieder die Pausenbrote gestohlen. Schnell wird Konrad, der neue Mitschüler, verdächtigt. Denn er verbringt sehr oft die Pause im Klassenraum anstatt auf dem Schulhof und Freund hat er auch noch keine. Die Nachricht verbreitet sich in der Klasse und dann in der ganzen Schule schnell. Nur Mika hat da so seine Zweifel über Konrads angebliche Schuld. Nach einer Eskalation kommen die Kinder auf die Idee, in einem Gerichtsverfahren über Schuld oder Unschuld zu verhandeln - mit einem überraschendem Ende. Ein mitreißendes Kinderbuch ab 8 über Vorverurteilung, Bestrafung und Gerechtigkeit. Rezension des Kinderbuches: Diese Rezension erschien zuerst bei Ajum.de Über Mobbing, falsche Verdächtigungen und Gerechtigkeit Wie schnell falsche Verdächtigungen bei Verfehlungen vor allem via Social Media Dienste, Behauptungen in Konfliktsituationen, die in Mobbing gipfeln können, bei Kindern entstehen und welche Folgen sie für alle Beteil

Wie Lesen lernen? Mithilfe von Bilderbüchern

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Mein ältestes Kind lernt gerade lesen und schreiben, was für mich ein spannender Vorgang zum Beobachten ist und mit eigenen, neuen Erkenntnissen (auch für die Bewertung von Erstlesebüchern) einhergeht. Letztlich ist es eine weitere Stufe im Sprachgebrauch. Nach Aneignung dieser Fähigkeit besitzt es die Fertigkeit, schriftlich sich auszudrücken und vice versa schriftliche Äußerungen zu verstehen. Die Voraussetzungen sind gut: seit Anbeginn spielen Kinderbücher, Vorlesen, Singen, Reden eine große Rolle (nein, nicht im Sinne von "wenn dies, dann fällt das ihm leichter", sondern aus wahrer Freude am Reden, am Austausch, am Erzählen, aus miteinander da sein). Doch eine Voraussetzung heißt schließlich nicht, daß der Prozeß ohne Anstrengung verläuft. Nein, die Alphabetisierung ist ein großer, kognitiver Vorgang in der kindlichen Entwicklung. Es ist ein aktiver, abstrakter Vorgang. Vor allem das abstrakte Element in der Alphabetisierung stellt das Kind vor Herausforderungen.
Nun will das Kind als neugieriges, wiß- und lernbegieriges Wesen sich recht schnell die Welt der Buchstaben selber erschließen. Sind die ersten Hürden (bedingte Notwendigkeit der Buchstabenreihenfolge als Voraussetzung zum Lesen, erste Silben) genommen, wächst der Wunsch, selbst ein Buch zu lesen. In der Regel werden dem Kind vom Lehrer, aber auch von Eltern Erstlesebücher in die Hand gedrückt. Nur kann da es leicht überfordert werden: komplexere Wörter, möglicherweiser Fremdwörter wie Detektiv, doch längere Sätze, kompliziertere Satzgliederstellung. Sucht man nicht sorgfältig aus, legt das Kind aus Frust schnell das Buch beiseite.

Ein anderer Weg ist, einfach einen Schritt zurück zu gehen. Natürlich wird gerne, auch nicht unberechtigt, Fortschritt mit dem Erklimmen der nächsten Stufen verbunden. Doch versetzt man sich einmal ins Kind. Es hat nun eine ausreichende Anzahl an Buchstaben und Silben kennengelernt. Nun will es sich selber Texte erschließen. Es ist voller Tatendrang, Neugierde, doch unsicher auf den Beinen. Kleinere Stolpersteine stören nicht, größere lösen jedoch Frustation aus, das immer eine Spur Enttäuschung, Ärgernis und Ablehnung auslöst.
Kurzer Text hilft bei den ersten Leseversuchen.
Wie wäre es dem Kind nun ein einfaches Bilderbuch, im besten Falle für eine jüngere Zielgruppe gedacht, zu geben? Eines, dessen Geschichte es kennt. Das Bilderbuch kann wenig Text enthalten, die Sprache einfach sein. Doch was erfährt das Kind dabei? Es erschließt sich einen ganzen Text selber. Es merkt, diesen Zauber der Buchstabenbeherrschung zu besitzen. Es liest ein Buch. Dabei ist es zunächst völlig unwichtig, daß das Buch für wesentlich jüngere Kinder gedacht sei. Bilderbuchtexte sind zumeist sehr kurz. Dennoch wird eine Geschichte erzählt. Die Bilder helfen bei der Texterschließung, verschaffen Lesepausen. Zugleich erfährt das Kind vielleicht, daß Text und Bilder nicht kongruent sind. Verrät der Text mehr? Oder doch eher die Bilder? Der Schriftgrad in Bilderbüchern ist größer, was dem Leseanfänger zur einzelnen Erkennung von Wörtern zugute kommt. Vielleicht ist der Text des Bilderbuches in Reimform geschrieben? Dann hilft dieser Rhythmus in der Spracherkennung ungemein. So lernt das Kind erste Sprachbilder selberkennen, entschlüsselt einen eigenen Text, ja selbst ein Buch. Was für eine grandiose Leistung, auf das es zurecht stolz sein kann. Und schließlich ist die Themenbreite von Bilderbüchern famos. Da findet sich für jeden Geschmack und jeden Anlaß eine geeignete Geschichte.
Es geht also nicht darum, so schnell wie möglich das Kind beim anfänglichen Lesenlernen zu einem größeren Fließtext zu peitschen. Sondern dem Kind ein schaffbares Übungsmaterial an die Hand zu geben, das es in seiner Selbstwirkung und Selbstvertrauen stärkt. Wenn es diesen ersten Schritt gegangen ist, wird es sich selbst komplexeren Texten zu wenden - egal ob Bilderbuch oder Erstlesebuch oder beides zugleich. Es soll schließlich auch noch Erwachsene geben, die sehr gerne Bilderbücher lesen ;-).
Ganz spontan aus den letzten Bilderbüchern, die ich rezensiert habe, fallen mit die beiden Bände von "Bagger Ben" ("Ein neuer Freund für Bagger Ben", "Schlaf gut, Bagger Ben") ein. Hier ist der Text wirklich sehr reduziert, einfach in der Struktur und großer Schriftgrad.

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