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Praxisbeispiel: "Zum Lesen motivieren: Der Bücherwurm" von Brigitte Endres #lesefreude

Brigitte Endres hat viele Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet, bis sie 2004 ihr erstes Kinderbuch veröffentlichte und sich seitdem als Kinderbuchautorin einen guten Namen gemacht hat. Ihre Kinderbücher sind unterhaltsam, lassen das Kind träumen und geben auch immer Stoff zum Nachdenken mit.
Brigitte Endres hat schon während ihrer Lehrertätigkeit sich der Leseförderung verschrieben, Praxisprojekte entwickelt und an Kollegen weitergegeben. Auch als Autorin stellt sie Begleitmaterial für die schulische Bearbeitung über alle Fächer hinweg für Lehrer zur Verfügung, beispielsweise beim Kinderbuch "Als Adolf in die Falle ging" oder bei "Das Mädchen auf der anderen Seite".


Für viele Kinder ist Lesen heute schulische Arbeit. Die leicht zugänglichen elektronischen Medien und das Fernsehen stehen von Jahr zu Jahr mehr in Konkurrenz zum Buch. Vor allem die Jungen sind häufig passionierte Nichtleser. Das wissen auch die Kinderbuchverlage, die deshalb vor allem auf die Mädchen setzen. Das spiegelt sich in den Verlagsprogrammen und erschwert den Jungen, mangels Auswahl, den Weg zum Buch zusätzlich. In vielen Haushalten gibt es kein Bücherregal mehr, Eltern lesen selbst nicht und lesen ihren Kindern auch nicht vor. – Das Bilderbuch ist inzwischen das größte Sorgenkind der Verlage. Dennoch ist die Wichtigkeit der Leseförderung gesellschaftlicher Konsens. Angesichts der erschreckenden Zahl von funktionalen Analphabeten, die unser Schulsystem durchlaufen haben, gilt es alles zu tun, um jedes Kind zum Buch zu bringen.


Vor dieser Aufgabe stand auch ich während meiner Jahre als Grundschullehrerin in der dritten und vierten Jahrgangsstufe. Ich richtete eine Klassenbücherei ein und legte viel Wert auf Buchreferate. Und wieder waren es vor allem die Mädchen, die davon profitierten. Ein Buch zu lesen war für die Jungen einfach nicht cool, nichts, womit man sich profilieren konnte.
So kam ich auf die Idee, die „Leseleistung“ für alle sichtbar zu machen und erweckte den Bücherwurm zum Leben.
Jedes Kind bekam seinen eigenen Bücherwurm, den es ausschnitt und mit seinem Namen beschriftete.
Dann spannte ich an einer gut sichtbaren Stelle eine Schnur im Klassenzimmer und hängte mit Wäscheklammern alle Bücherwürmer an ihren Kopflaschen daran auf.
Hatte ein Kind ein Buch ausgelesen, ließ ich mir kurz erzählen, worum es inhaltlich ging und was es von dem Buch hielt. Dann durfte das Kind seinen Bücherwurm „füttern“, das heißt, den Buchtitel in ein Wurmglied eintragen. So konnte jeder in der Klasse sehen, wer was und wie viel gelesen hatte. Das spornte auch die lesefaulen Jungen an. Dennoch waren die Bücherwürmer der Mädchen zumeist schneller voll und mussten angestückelt werden.
Dazu wurde die Verlängerung ausgeschnitten und auf den Schwanz des alten Wurms geklebt. Manche Kinder hatten am Ende des Schuljahrs meterlange Bücherwürmer, andere Bücherwürmer wurden nicht so üppig gefüttert. Oft standen die Kinder vor ihren Bücherwürmern und verglichen. Lesen war plötzlich auch für Lesemuffel etwas, wofür man Anerkennung bekam.
In meinen Schulklassen beließ ich es bei der Belohnung durch die Anerkennung der Gruppe und machten kein Tokensystem daraus. Eltern, die den Bücherwurm zuhause einsetzen wollen, empfehle ich aber, einen ausgefüllten Bücherwurm mit einer gemeinsamen Aktivität oder einem kleinen Geschenk zu belohnen.

Praktische Hinweise: 

  • Bücherwürmer und Verlängerungen auf DIN A 3 kopieren. 
  • Beim Ausschneiden die Kopflasche belassen.
  • Wenn die Bücherwürmer ausgemalt werden, besser nur Kopf und Schwanz gestalten, da die Buchtitel auf weißem Hintergrunde besser lesbar sind.

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