Über falsche Verdächtigung und Gerechtigkeit: "Der war's" von Juli Zeh und Elisa Hoven, Kinderbuch ab 8

Inhalt: Marie, dem beliebtesten Mädchen der Klasse 6a, werden immer wieder die Pausenbrote gestohlen. Schnell wird Konrad, der neue Mitschüler, verdächtigt. Denn er verbringt sehr oft die Pause im Klassenraum anstatt auf dem Schulhof und Freund hat er auch noch keine. Die Nachricht verbreitet sich in der Klasse und dann in der ganzen Schule schnell. Nur Mika hat da so seine Zweifel über Konrads angebliche Schuld. Nach einer Eskalation kommen die Kinder auf die Idee, in einem Gerichtsverfahren über Schuld oder Unschuld zu verhandeln - mit einem überraschendem Ende. Ein mitreißendes Kinderbuch ab 8 über Vorverurteilung, Bestrafung und Gerechtigkeit. Rezension des Kinderbuches: Diese Rezension erschien zuerst bei Ajum.de Über Mobbing, falsche Verdächtigungen und Gerechtigkeit Wie schnell falsche Verdächtigungen bei Verfehlungen vor allem via Social Media Dienste, Behauptungen in Konfliktsituationen, die in Mobbing gipfeln können, bei Kindern entstehen und welche Folgen sie für alle Beteil

Ab 8 Jahre: Andreas Steinhöfel - Wenn mein Mond deine Sonne wäre

Foto: W. Bönisch
Inhalt:
Ganz früh, noch vor dem Sonnenaufgang, wacht Max von einer tiefen Sehnsucht nach seinem geliebten Großvater, der in einem Altersheim lebt und dementkrank ist, auf. Schnell faßt Max einen tollkühnen Plan. Er will seinen Großvater aus dem Heim befreien. Wird Max sein Vorhaben gelingen? Werden sie entdeckt? Wohin geht Max mit seinem Großvater?


Meinung:
Wie poetisch, wie eine Liebeserklärung klingt der Titel des Kinderbuches "Wenn mein Mond deine Sonne wäre", das Andreas Steinhöfel 2015 im Carlsen Verlag veröffentlichte. Steinhöfel erzählt die Geschichte von Max, der seinen Großvater abgöttisch liebt. Der Großvater leidet an Demenz und lebt deshalb in einem Altersheim, wo die Türen von innen nur mit einem Code zu öffnen sind, damit die alten Bewohner nicht flüchten können. Max empfindet das Heim als Gefängnis. Er vermißt die schöne, gemeinsame Zeit, als es dem Großvater noch gut ging.
Foto: W. Bönisch
Voller Sehnsucht wacht Max an eines Morgens im Sommer noch vor Sonnenaufgang auf. Schnell faßt er einen tollkühnen Plan. Er möchte seinen Großvater befreien, mit ihm flüchten. Er beginnt, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Zunächst scheint alles zu klappen. Zusammen mit seinem Großvater flüchtet Max auf die Blumenwiese. Doch was wird dann?
Dieses Kinderbuch ist besonders. Besonders, weil Steinhöfel eine herzensberührende Geschichte über die Liebe zwischen einem Großvater und seinem Enkel schreibt, über das Grauen der Demenz im Alter, um das Gespenst des Vergessens, was den Großvater befällt. Es ist besonders, weil Steinhöfel eine wunderbare, poetische Sprache für diese Geschichte gefunden hat. Sie ist einerseits klar, andererseits so verdichtet und warm. Die Geschichte spielt im Sommer, genau diese Wärme spürt man in jeder Zeile nach. Literarisch nimmt Steinhöfel die lesenden Kinder bei der Hand und schwingt sich mit ihnen empor in den Dichtkunsthimmel. Schon allein die Perspektive, aus der er erzählt, ist herrlich. Als auktoriale Erzähler spricht er die Leser so an, als würde er eine Zeitungsgeschichte wiedergeben. Er macht da Andeutungen, ohne wirklich sehr konkret zu werden. Dann sind es seine poetischen Sätze, die voller Gefühl, Klarheit und Anspruch sind ("Richtige Gedanken flossen durch den Kopf wie kühles, nasses Siilber, falsche Gedanken brannten wie feuerheißer Rost.", S. 41).
Foto: W. Bönisch
Besonders ist dieses Kinderbuch auch, weil es eine ganz eigene Entstehungsgeschichte hat. Die Erzählung entstand im Auftrag des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden für Kinderkonzerte im Konzerthaus Freiburg und in Karlsruhe 2015. Sergej Prokofjews "Ein Sommertag. op 65a" und Georges Bizet "Jeux d'enfants, op. 22" dienten als Ausgangspunkt. Sie inspirierten Steinhöfel zu der Geschichte. Die Erzählung und die Musik bilden eine Einheit. Steinhöfel fand Worte für die Musik, die Musik bringt die Worte zum Klingen. Damit die Leser diese Einheit nachempfinden können, ist dem Buch eine Hörbuchfassung wie die Aufführung in den Konzerthäusern beigefügt. Andreas Steinhöfel selbst spricht die CD mit ruhiger, gelassener Stimme ein. Man merkt übrigens - dies sei hier nicht negativ gemeint, daß Steinhöfel der schreibenden Zunft angehört. Sein Stimmeinsatz ist reduziert. Vergleicht man die Aufnahme mit denen von Schauspielern oder ausgebildeten Sprechern, spürt man Steinhöfels starke Zurückhaltung in Betonung und stimmlicher Ausführung der Figuren. Wie gesagt, sei dies eine Randbemerkung.
Zurück zum Kinderbuch. Besonders ist es auch, weil Nele Palmtag genau die richtigen Illustrationen zum Buch geschaffen hat und es so erst rund macht. Hier ist alles durchdacht: das Arrangement in den Bildern, die Darstellung wie die botanisch genaue Blumenwiese und - als Höhepunkt - die Farbstimmung, die gefühlvoll die Stimmung der Szenenauswahl im Bild widergibt.
Alles drei zusammen - die hohe Erzählkunst Steinhöfels, die wunderbare Musik Prokofjews und Bizets sowie die klaren Bilder Palmtags machen aus dem Buch ein Gesamtkunstwerk für Kinder. "Wenn mein Mond deine Sonne wäre" ist eine Liebeserklärung. Und die Kinder werden alles verstehen.
 
Andreas Steinhöfel - Wenn mein Mond deine Sonne wäre
Carlsen Verlag, Hamburg 2015
ISBN: 978-3-551-27136-5
Illustration: Nele Palmtag
Ausstattung: 80 Seiten, Hardcover, mit Hörbuch-CD und Musik
Preis: 16,99 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 8 Jahre

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