Über falsche Verdächtigung und Gerechtigkeit: "Der war's" von Juli Zeh und Elisa Hoven, Kinderbuch ab 8

Inhalt: Marie, dem beliebtesten Mädchen der Klasse 6a, werden immer wieder die Pausenbrote gestohlen. Schnell wird Konrad, der neue Mitschüler, verdächtigt. Denn er verbringt sehr oft die Pause im Klassenraum anstatt auf dem Schulhof und Freund hat er auch noch keine. Die Nachricht verbreitet sich in der Klasse und dann in der ganzen Schule schnell. Nur Mika hat da so seine Zweifel über Konrads angebliche Schuld. Nach einer Eskalation kommen die Kinder auf die Idee, in einem Gerichtsverfahren über Schuld oder Unschuld zu verhandeln - mit einem überraschendem Ende. Ein mitreißendes Kinderbuch ab 8 über Vorverurteilung, Bestrafung und Gerechtigkeit. Rezension des Kinderbuches: Diese Rezension erschien zuerst bei Ajum.de Über Mobbing, falsche Verdächtigungen und Gerechtigkeit Wie schnell falsche Verdächtigungen bei Verfehlungen vor allem via Social Media Dienste, Behauptungen in Konfliktsituationen, die in Mobbing gipfeln können, bei Kindern entstehen und welche Folgen sie für alle Beteil

Ab 14 Jahre. Elin Bengtsson - Zwischen Winter und Himmel [Ajum.de]


Diese Rezension erscheint im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für ajum.de

 
Foto: W. Bönisch
Inhalt:
Schweden im Winter. Andreas ist todkrank, bald wird er sterben. Immer mehr zieht er sich zurück. Sein Bruder Martin, begabter Gitarrenspieler, versucht ihn mit seinen Liedern zu locken. Gleichzeitig ist er genervt von Andreas Verhalten. Auch Andreas wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal etwas außergewöhnliches zu machen. Letztlich steht bei beiden die Frage im Raum, wie nutzen sie die noch wenige gemeinsame Zeit? Wird Andreas seine Liste mit den 3 wichtigen Punkten, die er unbedingt noch erledigen will, vor seinem Tod schaffen?


Meinung:
Was würde man in der kurzen Zeitspanne, die bis zu seinem Tod noch übrig bleibt, tun? Dieser Frage geht Elin Bengtsson in ihrem Debütroman "Zwischen Winter und Himmel" nach. Im Mittelpunkt des Plots stehen die beiden Brüder Andreas und Martin. Andreas hat nur noch wenige Wochen zu leben. Alle wissen darüber bescheid: seine Eltern, die versuchen, so viel normale Alltagsfamilienzeit wie möglich mit ihm zu verbringen. Seine Mitschüler, mit denen Andreas kaum Kontakt hat. Und natürlich sein älterer Bruder Martin, der sich versucht, durch sein Gitarrenspielen, entsprechend kontrollierten Gesten und Blicken sowie durch seine dunkle Kleidung von den anderen sich abzuheben und abzugrenzen.
Auch wenn Bengtsson stets dem Leser die Gedanken von Andreas und Martin erzählt, bleibt am Ende ein großes Schweigen, ein Nicht-Reden nur übrig. Die tödliche Krankheit macht Andreas einsam, lähmt alle. Martin versucht durch Anderssein diesem zähen Grau sich entgegenzustemmen. Er denkt, er sei besser, aber dennoch ist er am Ende ein Teil des Ganzen. Schuldgefühle, nicht der tolle große Bruder zu sein, plagen ihn.
Erst mit der Andreas' Ärztin und ihrer Affäre mit Martin kommt zum Schluß Bewegung ins Gefüge.
Entgegen der Einleitung steht nicht die Frage, was würde man in der wenigen Zeit bis zum Tode tun, sondern die Frage, welche Erwartungen haben der Todgeweihte, die Familie, die Ärzte und andere für das Lebensende.
Foto: W. Bönisch
So wie der Roman im Winter spielt, so kühl ist Bengtssons Erzählstil. In kurzen Sätzen, manchmal staccatoartig knallt sie die Sätze hin. Allzu vieles bleibt angedeutet. Der Leser erfährt kaum etwas über die Krankheit an sich. Er lernt auch nicht die Gedanken der Eltern kennen, sie bleiben immer nur Randfiguren aus der Sicht der Brüder. Ihr gelingt die Kunst, Gefühle, das Lähmende, die Kälte, das Schweigen, die Schuldgefühle der beiden Protagonisten zu beschreiben ohne wirklich die Emotionen mit Worten zu schildern. Richtig nackt und bloß sind ihre Sätze:
"Andreas kann gut kochen." Er hat keine Ahnung, warum er das sagt, er muss einfach daran denken. Am Wochenende kocht Andreas oft.
Einerseits treibt sie mithilfe der kurzen Sätze die Handlung voran, führt uns die Figuren vor, läßt uns in ihre Gedankenwelt mit einer rasanten Geschwindigkeit eintauchen, andererseits kriecht ständig beim Lesen ein klebriges Gefühl des lähmenden Graus in einem Hoch. Aus diesem Gegensatz ensteht der magische Moment des Buches. Bengtsson ist es am Ende perfekt gelungen, die Zerrissenheit der pubertären Jugendlichen und die Orientierungslosigkeit aller Figuren einzufangen. Dazwischen streut sie kluge Sätze, die einen tief berühren und schlucken lassen.
Elin Bengtsson hat mit "Zwischen Winter und Himmel" einen berührenden, manchmal auch verwirrenden Jugendroman geschaffen, der sich mit dem bevorstehenden Tod eines Familienmitglieds keinem einfachen Thema widmet. Mit ihrem ungewöhnlichem Erzählstil schafft sie viel Authentizität für die jugendlichen Hauptfiguren. Am Ende trauert man mit ihnen allen mit. Und wie der Winter vorbeigeht, der Frühling langsam sich ankündigt, so endet auch ihr Roman: mit Hoffnung am Horizont.
Elin Bengtsson: Zwischen Winter und Himmel
Oetinger Taschenbuch, Hamburg 2014
ISBN: 978-3841503145
Übersetzung: Aus dem Schwedischen von Katrin Frey
Ausstattung: 160 Seiten, broschiert
Preis: 9,99 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahre

Beim Verlag direkt bestellbar oder überall im Buchhandel.

Kommentare