Direkt zum Hauptbereich

AB 3 Jahre: Sabine Brütting, Claudia Heinemann, Anke Hennings-Huep - Leos Papa hat Krebs

Inhalt:
In Leos Familie ändert sich der Alltag. Leo merkt es genau und hat Ängste. Da erzählen die Eltern, daß sein Vater Krebs hat. Was ist das? Woher kommt er? Ist er ansteckend? Wie sieht der neue Familienalltag aus? Mit wem kann Leo reden?


Meinung:
Sachbilderbücher über körperliche und seelische Erkrankungen eines Familienmitglieds zeichnet die Reihe Kids in Balance aus dem Balance Verlag aus. Ausgewiesene fachliche Experten, die zudem auch noch eine gute Geschichte für Kinder erzählen können, sind die Autoren, die Erfahrungen aus ihrer praktischen Arbeit in das Buch  einfließen lassen. In dem Bilderbuch "Leos Papa hat Krebs" behandeln die Autoren Sabine Brütting und Claudia Heinemann den Familienalltag, die Zeit, wenn ein Elternteil (hier der Vater) an Krebs erkrankt. Es ist für Kinder ab 3, eher 4 Jahre, gerne auch bis ins Grundschulalter hinein bestens geeignet.
Hauptfigur ist der Junge Leo, der etwa 7, 8 Jahre alt ist und eine jüngere Schwester hat. Die Geschichte, die aus Leos Sicht erzählt wird, setzt an dem Punkt ein, als er merkt, in der Familie stimmt etwas nicht. Die Mutter hört auf zu telefonieren, wenn er den Raum betritt. Die Stimmung ist traurig bis gedrückt. Leo bekommt Angst und glaubt, die Eltern würden sich wie bei einem Freund trennen. Wenig später erzählen seine Eltern ihm und seiner Schwester von der Krebserkrankung des Vaters. Sie versuchen die Kinder auf die neue Situation vorzubereiten. Während seine Schwester bei Krebs an das Tier in der Ostsee denkt, das sie im Urlaub gesehen hat, weiß Leo, daß es sich hierbei um eine Erkrankung handelt. Doch was ist Krebs genau? Ist es ansteckend? Wie sieht der neue Familienalltag aus? Wer ist für Leo eine Stütze? Wie ändert sich der Vater? Wird er sterben?
In den 40 Seiten steckt die geballte Erfahrung der Autoren aus ihrer therapeutischen Arbeit bezüglich der Ängste, der Veränderungen in der Familie, dem Schwanken zwischen Hoffnung und Furcht, die Kinder bei der Krebserkrankung eines Elternteils erfahren.
In der abgeschlossenen, runden, klar strukturierten Geschichte erzählen sie von den Vorstellungen der Kinder über die Krankheit (Tier vs. Erkrankung), über die Ängste, unpassendes Verhalten der Kinder hätten die Krankheit ausgelöst (Schuldfrage), über die Hilflosigkeit, das eine Elternteil leiden zu sehen, das andere in Trauer versunken, über die Sehnsucht nach Erklärungen, nach dem "Es-wird-alles-gut", gleichzeitig der Wunsch, in ihren Fragen, Ängsten wahr- und ernstgenommen zu werden. All diese Gefühlslagen, die Entwicklung dieser Gefühle zeigen die Autoren gut und bestens erklärend in der Geschichte. Die Kinder können sie nachvollziehen, merken, wo sie stehen. Ebenso ist das Buch hilfreich für Verwandte, für die Eltern, für die Umgebung, um Kinder gut in dieser Phase zu begleiten. Sie zeigen fast nebenbei auf, daß die Eltern nicht allein mit den Kindern die Situation bewältigen sollen, sondern das gesamte Umfeld (nahe Verwandtschaft, Erzieher, Ärzte) einbeziehen sollen und für die eigene Kräftehaushaltung auch müssen.
Realistisch sind nicht nur die gezeigten Emotionen in der akuten Zeit, sondern auch das offene Ende. Deswegen läßt sich das Buch in genau dieser Situation begleitend einsetzen. Es ist eine erklärende Stütze um die Erkrankung Krebs, auch wenn dieser hier nicht näher genau definiert wird. Abweichungen zur eigenen Situation sind natürlich möglich, denn die Autoren nehmen vielmehr die allgemeinen Zustände auf.
Die Erzählperspektive aus Sicht Leos (Ich-Perspektive) nimmt zu den Lesern die Distanz, macht das Thema näher, persönlicher. Die klare Benennung der Situation, kein Beschönigen, kein Verzerren, aber auch kein Dramatisieren ist wohltuend. Die Figuren sind gut greifbar.
Die realistische Bebilderung von Anke Hennings-Huep schafft einen guten visuellen Zugang. Sie nutzt die Perspektive zur Emotionsdarstellung. Eher zurückhaltend ist ihr Stil, nicht aufdrängend, aber auch nicht zu reduziert. Gesten, das Körperliche als Ausdruck der Gefühle spielen eine große Rolle (Umarmungen, Kopf senken etc.). Die Symbolkraft der Farben setzt sie pointiert ein (grüner Park in der Abschlußszene).
"Leos Papa hat Krebs" von Sabine Brütting und Claudia Heinemann ist ein hilfreiches, erklärendes Sachbilderbuch für Kinder, bei dessen einem Elternteil Krebs diagnostiziert wurde. Zugleich hilft es auch dem gesunden Elternteil, über die kommende Zeit zu sprechen. Es ist ein Hilfsmittel, in einer solchen schweren Situation mit einer Geschichte klare Worte zu finden, die auch Sicherheit bieten. Ebenso sollte es nicht als Literaturhilfe in Kindergärten und Grundschulen fehlen!
Sabine Brütting, Claudia Heinemann - Leos Papa hat Krebs
Kids in Balance, Balance Verlag, Köln 2018
ISBN: 978-3867391306
Illustration: Anke Hennings-Huep
Ausstattung: 40 Seiten, Hardcover
Preis: 17 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 3 Jahre

*Direkt beim Verlag bestellen oder überall im Handel erhältlich.

Mit einem Einkauf über Amazon unterstützen Sie meinen Blog, vielen Dank: https://amzn.to/2yXwoLi

(*) Nach dem Telemediengesetz sind Links auf Verlage, Shops und Affiliate-Links (hier: Amazon) als Werbung zu kennzeichnen, übrigens ganz unabhängig davon, ob das Buch ein Rezensionsexemplar ist oder selbst gekauft wurde. Meine Meinung zum Buch ist immer unabhängig. Die Links verstehe ich als Service für meine Blogbesucher.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wichtelschabernack in der Kita: "Ein Wichtel zieht in die Kita ein" - Bildkarten für Erzieher

Inhalt: Es ist Advent: im Kindergarten geschehen allerhand Streiche. Ist ein Weihnachtswichtel eingezogen? Ja, denn die Kinder bekommen regelmäßig Wichtelbriefe. Auf 30 Bildkarten finden Erzieher 22 witzige und überraschende Wichtelstreiche, um die aufregende Weihnachtszeit im Kindergarten zu verkürzen. Rezension des Erziehermaterials: Schon seit etwa vier Jahren findet in Deutschland der skandinavische Wichtelbrauch immer mehr Anhänger. Kleine Türchen mit davor stehenden Stiefelchen, einem Briefkasten oder einem kleinen Strohbesen zeigen an: hier wohnt ein Weihnachtswichtel. Der Wichtel behütet Haus und Hof (oder in diesem Fall den Kindergarten), spielt hier und da einen lustigen Streich und erfreut die Kinder mit seinen Briefen. Übrigens finden wir so einen Wichtel in Astrid Lindgrens Bilderbuch-Klassiker "Tomte Tummetott".  Der Don Bosco Verlag, als pädagogischer Fachverlag bei Erziehern und Lehrern weithin bekannt, hat 2023 ein Bildkarten-Set zu dem Thema herausgebracht. ...

Bilderbuch ab 3 Jahre: Gerd Sobtzyk, Uwe Stöcker - Ritter Titus und der Drache Liederlich

Inhalt: Titus spielt am liebsten Ritter. Die Aufforderung der Mutter, sein Zimmer aufzuräumen, kommt da sehr ungelegen. Grummelig begibt er sich dahin. Doch was passiert da? Auf einmal taucht der Drache Liederlich auf und macht sich über Titus her. Wird Titus ihn besiegen?

Anleitung: Ich häkle mir mein eigenes Bilderbuch

Ich wollte auch schon immer mal mein eigenes Kinderbuch schreiben! So. Nein, keine Angst, ich halte mich ganz an den Spruch "Schuster bleibe bei deinen Leisten". Also ich plane jetzt nicht, ein Kinderbuch zu schreiben. Aber ein Büchlein für den Hausgebrauch habe ich trotzdem hergestellt. Es ist für K3, ein Stoffbüchlein. Da ich hin und wieder gerne auch die Häkelnadel durch die Luft schwinge, lag es nahe, beide Interessen miteinander zu verbinden. Wollreste diverser Farben, Stärken habe ich hier. Was braucht man? weiße Wolle für die Buchseiten Wollreste in verschiedenen Farben für die Bilder Mülltüte Zeit, Liebe und Geduld