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Phantastischer Kinderbuch-Klassiker: "Der 35. Mai. Als Comic" von Erich Kästner

Phantastischer Kinderbuch-Klassiker: "Der 35. Mai. Als Comic" von Erich Kästner

Erich Kästners Kinderbuch als Comic

1931 publizierte Erich Kästner sein Kinderbuch "Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee", das heute als Kinderbuch-Klassiker gilt. Es ist eine fantastische Geschichte für Kinder, die mit ihren verrückten Story-Elementen ein wenig an "Alice im Wunderland" erinnert.

2006 nahm sich die Comic-Autorin und Illustratorin Isabel Kreitz diese Kindergeschichte an und veröffentlichte den "35. Mai" als Comic im Dressler Verlag, seit 2018 beim Atrium Verlag - eine nicht ganz einfache Aufgabe.

Denn ein Comic funktioniert vor allem durch das Storytelling der Bilder. Alle Handlungen, Emotionen, Gedanken der Figuren müssen sichtbar gemacht werden. Zugleich dürfen die Einzelbilder nicht überfrachtet sein. Platz für längere Erklärungen oder Beschreibungen, wie es meist die Funktion der Erzählerrolle ausübt, gibt es nicht. Daher ist es schon sehr faszinierend, wie Isabel Kreitz das Problem gelöst hat.

Comic-Bilder im Stil der 1930er Jahre

Zunächst fällt schon beim Cover, noch mehr auf den ersten Seiten auf, dass sich Isabel Kreitz sehr am Stil und Duktus von Walter Trier gehalten hat, der die Cover und Bilder der Erich-Kästner-Kinderbücher geschaffen hat. Sehr wohl übernimmt sie Mode, Haarschnitt, Alltagsgegenstände aus der Zeit um 1930. Den Humor, der in Kästners Kinderroman steckt, kann sie formidabel ausdrücken. Bei ihren Bildern wechselt sie elegant zwischen den Perspektiven. Durch Körperstatur und -haltung zeigt sie die Rolle der Figuren. Sofort erkennt der Leser Napoleon oder Cäsar - wenn die Kinder Bilder dieser historischen Persönlichkeiten kennen, erkennen sie ohne Probleme die Figuren wider. 

Hin und wieder gönnt Kreitz der Geschichte einzelne Bilder ohne Text für die Szenenübergänge. Genau hier sieht man ihre grandiose Fähigkeit als Comic-Zeichnerin. Allein im Bildaufbau und in den Handlungen der Figuren erzählt sie die Geschichte weiter.

Ihr Comic-Stil ist keineswegs an moderne Comic mit Geräusch-Wörtern oder überbordende Speedlines etc. angelehnt. Es gibt Bild und Text, einzig mit klar zugeordneten Sprechblasen verbunden. Daher ist ihr Comic-Stil ruhiger, geradlinig, belletristischer, nicht grell oder reißerisch. Warme Töne unterstreichen diesen Stil.

Wer übrigens erst nach dem Comic den "35. Mai" als Kinderbuch liest, wird überrascht sein, wie wenig Erich Kästner den Erzähler einsetzt. Die Kindergeschichte ist stark vom Dialog geprägt - daher eignet sie sich besonders für einen Comic. 

Mit "Der 35. Mai. Als Comic" von Erich Kästner gelingt Isabel Kreitz ein Bravour-Stück: eine grandiose Übertragung einer Geschichte für Kinder in das Genre Comic. Mit dem Comic liest man Erich Kästner. Dieses Kinderbuch bildet den Auftakt für weiterer Comic-Adaptionen von Kästners Kinderbüchern, die Isabel Kreitz geschaffen hat. Zur Unterhaltung, als Sammelstück oder auch mal als Alternative für die Schullektüre ist dieses Kinderbuch bestens geeignet.

Dieser Blogartikel ist ein Beitrag zur #KidsComicWeek von Mint & Malve sowie @kleinerleser, eine Bloggeraktion, Comics mehr Sichtbarkeit zu verleihen.

Bibliografische Angaben zur Kinderbuch-Rezension:

Erich Kästner: Der 35. Mai. Als Comic
Atrium Verlag, Hamburg 2018, vorher CD Verlag, Hamburg 2006
ISBN: 978-3855356249
Ausstattung: 112 Seiten, Hardcover
Preis: 16 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 6 Jahre


*Direkt beim Atrium Verlag bestellen oder überall im Handel erhältlich.

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