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Foto: W. Bönisch |
Inhalt:
Gibt es den Weihnachtsmann wirklich? In der Schule entbrennt eine heiße Diskussion über die Frage. Der sechsjährige Junge Jo will der Sache auf den Grund gehen und dem Weihnachtsmann eine Falle stellen. So entwickelt er einen Schlachtplan. Wird er den Weihnachtsmann fangen können? Wie wird die Begegnung ausfallen?
Meinung:
Reizvoll ist das Thema, das sich Thorsten Nesch für seine
Weihnachtsgeschichte ausgesucht hat. Seine Hauptfigur Jo will unbedingt nach
einer Diskussion in der Schule wissen, ob es den Weihnachtsmann gibt. Er will
ihm zuhause am Heiligen Abend eine Falle stellen und entwickelt einen
Schlachtplan. Wird er den Weihnachtsmann fangen können? Wie wird die Begegnung
ausfallen?
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Foto: W. Bönisch |
In der Geschichte steckt viel Erzählpotential. Jedoch bleibt
am Ende ein eigenwilliger, unvollständiger Eindruck übrig, was an Neschs
Erzählstil und seiner Figurenentwicklung liegt. Nesch hat Jo als
einfallsreichen, jedoch auch fresch-forschen Jungen gestaltet. Mit seinen
verrückten Ideen/Streichen treibt er seine Eltern öfter mal in den Wahnsinn. So
legt er das Tablet seines Vaters in die Mikrowelle oder ärgert mit Vorliebe
seinen jüngeren Bruder. Nesch möchte, daß diese Experimente ideenreich und
witzig sein sollen, aber im Grunde sind es übers Maß hinausgehende Streiche.
Übrigens wird die Reaktion der Eltern zwischen Panik, Verärgerung und Entsetzen
nur kurz erwähnt. Auf jeden Fall durchzieht die eigene Überzeugung Jos, ein
Genie zu sein, durch die Geschichte wie ein roter Faden, der nach einigen
Wiederholungen penetrant wirkt.
In ähnlicher Weise geht Jo an seinen Plan, dem
Weihnachtsmann eine Falle zu stellen. Da will er beim Zoo einen Gorillakäfig
besorgen. Oder eine Falltür in den Holzboden der Stube sägen. Die Ideen sind
einfallsreich, nur der Erzählstil (Ich-Erzählung, vorlauter Ton) läßt den
Funken nicht überspringen. Insgesamt entsteht so der Eindruck, daß Jo sehr
ichbezogen ist und wenig Rücksicht auf andere Familienmitglieder nimmt.
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Foto: W. Bönisch |
Mit 46 Seiten ist die Geschichte recht kurz gehalten und
eigentlich für Erstleser in der Länge ideal. Jedoch gibt es hier und da
Rückblenden im Text, die für Leseanfänger eine Hürde darstellen. Im Grunde ist
"Die Weihnachtsfalle" mehr ein Vor- als ein Erstlesebuch.
Die comicähnlichen, farbigen Bilder stammen von Dirk Hennig.
So recht passen sie zum Text nicht. Der Eindruck, Hennig hätte mehr seinen Stil
als eine Annäherung an den Text durchgesetzt, manifestiert sich vor allem an
den übermäßig dicken Weihnachtsmann, der in dieser Form in der Geschichte nicht
beschrieben wird.
Letztlich springt der Begeisterungsfunke auf den Leser nicht
über. Es fehlt ein wenig an Gefühl im Text, als daß er wirklich weihnachtlich
wäre. Vielmehr wirkt das Vorlesebuch "Die Weihnachtsmannfalle" von
Thorsten Nesch eher als eine "technische" Erzählung denn als eine
gute Kinderbuchgeschichte.
Thorsten Nesch: Die Weihnachtsmannfalle
rororo, Reinbek bei Hamburg 2015
ISBN: 978-3499217340
Illustration: Dirk Hennig
Ausstattung: 48 Seiten, Hardcover
Preis: 7,99 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 6 Jahre
Überall im Buchhandel erhältlich.
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