Rittergeschichte mit überraschendem Ende: "6 plus 1 Rittersleut" von Claudia Brand, Kinderbuch ab 4

Inhalt : Sechs Brüder, die alle Ritter sind, ziehen mit ihrer jüngeren Schwester Maid Anni durch die Lande und lassen sich feiern. Doch stimmen ihre Geschichten? Da fordert Graf OtziNas die Rittersleut zum Kampf auf. Wer wird die Herausforderung annehmen? Ein Bilderbuch zum Vorlesen, zum Schmunzeln und Mut machen.

Ab 3 Jahre: Erdmute von Mosch - Mamas Monster

Foto: W. Bönisch
Inhalt:
Seit Tagen ist Rikes Mutter nur noch müde. Sie schläft viel, steht kaum auf, spielt nicht mit Rike oder ihrem Bruder. Sie sieht sehr traurig aus. Rike fragt sich, ob sie etwas falsch gemacht hat. Nein, es ist Mamas Monster, das der Mutter alle Gefühle raubt. Wie kann Mama das Monster besiegen? Wie empfindet Rike die Situation? Ein Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahre über Depression.


Meinung:
In der Reihe kids in balance, die Kindern von seelisch erkrankten Elternteilen die Krankheit erklären will, hat sich Erdmute von Mosch in ihrem Bilderbuch "Mamas Monster" mit dem Thema Depression auseinandergesetzt. In sehr gestraffter Form erzählt sie von Rike, deren Mutter depressiv ist, traurig ist, viel schläft und am Alltagsleben nicht mehr teilnimmt. Rike fragt sich, ob sie etwas falsch gemacht hat, bis ihr die Mutter von der Krankheit Depression erzählt.
von Moschs Hauptanliegen ist es, Kindern von betroffenen Erwachsenen wie Rike das Gefühl der Schuld zu nehmen. Sie will den Kindern nachdrücklich verständlich machen, daß sie absolut nichts mit der Erkrankung zu tun haben. Als Symbol für die Erkrankung und gleichzeitig titelgebend für das Bilderbuch führt die Autorin die Beschreibung "Mamas Monster" ein, daß Rikes Mutter alle Gefühle stiehlt. Ihr Anliegen kann von Mosch gut, kindgerecht und nachvolllziehbar darstellen. Immer wieder erklärt Rikes Mutter der Tochter, daß allein sie, die Mutter, das Monster besiegen kann und Rike damit nichts zu tun hat. Gleichzeitig stellt von Mosch Rikes Gefühle empathisch dar: die Angst, die Hoffnungslosigkeit, die Wut und Hilflosigkeit am Anfang, am Ende die Zuversicht und die Hoffnung.
In einem Satz bringt die Autorin den Ursprung von Rikes Dilemma klar zum Ausdruck. Da die Mutter nicht mehr in der Lage ist, sich um Rike und ihren jüngeren Bruder zu kümmern, übernehmen der Vater und die Nachbarin die Aufgaben. Rike wundert sich sehr darüber. Und dann heißt es:
Niemand von den Erwachsenen redet mit Rike und erklärt ihr, was mit Mama los ist.Wissen die denn gar nichts?
Dieser Satz drückt punktgenau aus, was Rike fühlt und denkt. Und dieser Satz richtet sich nicht an das Kind als Leser, sondern an den Erwachsenen als Vorleser. Hier verläßt die Autorin die Ansprachsebene Kind und wechselt zu dem des Erwachsenen, was im Sinne des Buches ist.
Foto: W. Bönisch
Erdmute von Mosch arbeitet viel mit der Kraft der Bilder im Text, die sich leider allein auf Rike bezieht. Rike liebt es zu malen. Für sie ist es eine Möglichkeit, ihre Gefühle auszudrücken. Dieses Bild nimmt die Autorin für starke, eindeutige Szenen auf.
Andere Stellen hingegen verkürzt von Mosch stark. So bricht die depressive Phase plötzlich in das Familienleben ein. Die Möglichkeiten der Therapie deutet sie nur an (Arztgespräche, Medikamente). Ebenso äußert sich die Erkrankung allein durch ein großes Schlafbedürfnis, Traurigkeit und einer Nichtteilnahme am Alltag. Auch wenn diese Punkt verkürzt erscheinen, tuen sie dem Kinderbuch gut, denn sie überlasten es nicht.
Allein der Umgang mit der Zeit muß hier kritisiert werden. Nachdem Rikes Mutter eine Therapie begonnen hat, gibt es eine deutliche Besserung nach 3 Wochen. Hier hätte sich die Autorin auf Beschreibungen wie nach einiger Zeit beschränken sollen, da sie so weniger Erwartungen bei den Kindern als Lesern wecken würde. Denn eine Besserung durch Therapie ist individuell und abhängig vom Schweregrad der Erkrankung sowie von der Therapieform.
Foto: W. Bönisch
Erdmute von Mosch hat ihr Bilderbuch selbst illustriert. Nicht jeder wird diesen Stil mögen. Dies liegt vor allem an den Figuren, die strichmännchenähnlich auftreten. Abstrakt bleibt die Ausgestaltung des Hintergrundes. Viel mehr legt von Mosch Wert auf die Aussagekraft der Farben.
Mit ihrem Bilderbuch "Mamas Monster" gibt Erdmute von Mosch Kindern von an Depression erkrankter Elternteile ein gutes Hilfsmittel an die Hand, die Situation zu verstehen. Ihr Hauptanliegen, den Kindern jegliches Gefühl von Schuld wegzunehmen, ist ihr vortrefflich mit viel Empathie und einer punktgenauen Geschichte gut gelungen. Insgesamt ist das Buch für dieses Thema zu empfehlen.

Erdmute von Mosch: Mamas Monster. Kindern Depression erklären
Balance Verlag, Köln 2014, 6. Aufl.
ISBN: 978-3867390408
Illustration: Erdmute von Mosch
Ausstattung: 44 Seiten, Hardcover
Preis: 14,95 €
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 3 Jahre

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